Trainerkarussell auf Irrfahrt: Bundesligisten schaden sich selbst

Eine Kollage von vier Bundesligatrainer Sebastian Hoeneß, Marco Rose, Edin Terzić und Florian Kohfeldt

In der Bundesliga gibt es nur noch fünf Cheftrainer, die länger als ein Jahr im Amt sind. Das Karussell dreht sich derzeit so schnell, dass die Übungsleiter zu allen Seiten herausfliegen. Das kann langfristig nicht erfolgreich sein.

Im Zuge der spektakulären Rochade nach dem Ende der Saison 2020/21 tauschten sieben der acht bestplatzierten Bundesligisten ihre Trainer aus. Mittlerweile haben vier davon erneut gewechselt.

Die Vorgänge wirken teilweise absurd: Beim VfL Wolfsburg war Mark van Bommel keine vier Monate im Amt. Sein Nachfolger Florian Kohfeldt ist nach der Saison nun ebenfalls schon wieder Geschichte. Die Verantwortlichen der Wölfe versuchen nicht zum ersten Mal, eigene Fehler mit Aktionismus auf der Trainerposition zu kaschieren. In den letzten sechs Bundesligaspielzeiten hatte man insgesamt neun verschiedene Hauptübungsleiter.

Borussia Dortmund überwies im vergangenen Sommer 5 Millionen Euro Ablöse für Marco Rose nach Gladbach. Der neue Coach wurde in seiner Debütsaison Vizemeister. Trotzdem ersetzt man ihn nun durch seinen direkten Vorgänger Edin Terzić – was für ein teurer Irrsinn.

Auch ein weiterer Trainerwechsel erscheint fragwürdig: Sebastian Hoeneß brach mit der TSG Hoffenheim in der Rückrunde zwar ein, im Vergleich zur Abschlusstabelle der Vorsaison verbesserte man sich aber immerhin um zwei Plätze. Trotzdem ist nach zwei Jahren der Zusammenarbeit nun Schluss.

Geduld lohnt sich

Das soll nicht bedeuten, dass all diese entlassenen Trainer bei ihren Vereinen eine erfolgreiche Zukunft gehabt hätten, aber es wurde ihnen keine faire Chance gegeben sich zu beweisen. Man braucht schon mehr als eine Saison oder zwei, um etwas aufzubauen und eine Spielidee zu etablieren. Auch ein Weltklasse-Teammanager wie Jürgen Klopp wurde mit dem FC Liverpool zunächst Achter und danach zweimal Vierter, bevor er sämtliche großen Titel gewann.

Doch die nötige Zeit wird den Trainern häufig nicht mehr eingeräumt. Dabei bewiesen die dienstältesten Bundesligatrainer in der vergangenen Spielzeit einmal mehr, dass sich Geduld durchaus lohnen kann. Pellegrino Matarazzo setzte sich mit dem VfB Stuttgart gegen alle Widrigkeiten durch und schaffte am letzten Spieltag den Klassenerhalt. Thomas Reis gelang dies mit Aufsteiger VfL Bochum sogar noch früher. Urs Fischer erreichte mit Union Berlin erstmals in der Vereinsgeschichte die Europa League. Dort spielt man in der kommenden Saison zusammen mit dem SC Freiburg, den Christian Streich zudem in sein erstes DFB-Pokalfinale führte. Hoffentlich zieht die nationale Konkurrenz irgendwann ihre Lehren daraus.

Foto: AFP / Borussia Dortmund / TSG Hoffenheim

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