Wie der Fußball versagte – Die Super League ist auf dem Weg
Das Damokles-Schwert, das seit Jahren drohend über dem internationalen Fußball hing, ist nun offenbar gefallen – zwölf selbsternannte Topklubs aus England, Spanien und Italien bestätigen ihre Absicht zur Gründung einer „Super League“. Die UEFA droht mit Sanktionen, die meisten Fußballfans sind enttäuscht, das Thema dominiert die Medien. Ein elitärer „Klub der Superreichen“, finanziert mit Milliarden der US-Bank JP Morgan – ist das noch Fußball?
Bei den meisten gewöhnlichen Fußballfans liegt die Antwort auf der Hand. Doch für die Besitzer der betreffenden Fußballclubs scheint das Verprellen der eigenen Fans ein geringer Preis im Vergleich zu den großen Geldtöpfen, die winken. Arsenal, Chelsea, Liverpool, Manchester City, Manchester United, Tottenham Hotspur, AC Mailand, Inter Mailand, Juventus Turin, Real Madrid, Atletico Madrid und der FC Barcelona sind den regulären europäischen Fußballbetrieb offenbar leid und schaffen eine Parallelwelt, in der das Geld an oberster Stelle steht.
Immer wieder war in den vergangenen Jahren die Rede von einem solchen Vorhaben und immer wieder wurden dieselben einschlägigen Akteure genannt. Die Schwergewichte wollen ihre Vormachtstellung im Fußball zementieren: Der potenzielle Gewinn in der Super League würde für jeden Verein 300 bis 400 Millionen Euro betragen.
Natürlich fallen aufgrund der Pandemie Zuschauer-Einnahmen weg. Allerdings machten diese schon in der Vergangenheit nur einen geringen Anteil am Umsatz der Vereine aus. Der Löwenanteil kommt seit Jahrzehnten aus Fernsehgeldern, von denen die Großkopferten bereits deutlich mehr profitieren als die Vereine in der unteren Tabellenhälfte beispielsweise der englischen Premier League. Mit dem gigantischen Geld-Koffer, der aus dem Hause JP Morgan winkt, hätten die Super-League-Teilnehmer ihre nationale Konkurrenz endgültig abgehängt. Darüber scheinen sie sich jedoch nicht allzu viele Sorgen zu machen.
Champions League wird bedeutungslos
Zeitgleich mit der Ankündigung wurde auch eine Reform der Champions League bekannt gegeben. Demnach sollen künftig an 36 Vereinen teilnehmen. Dass dort Teilnahmegarantien für die vorderen Teams einer Zehn-Jahres-Wertung verankert sind, ist bereits ein Zugeständnis an die vermeintlichen Top-Klubs. Schließlich würden sie so auch Champions League spielen, wenn sie sich in einem Jahr sportlich gar nicht qualifizieren – so wie in diesem Jahr wahrscheinlich Borussia Dortmund, der FC Arsenal oder Tottenham Hotspur.
Doch offensichtlich ist dies der selbsternannten Fußball-Elite nicht genug. Die Gier kennt offenbar keine Grenzen. Die UEFA hat bereits gedroht, die Super-League-Teilnehmer im Falle eines Falles von den gängigen Kontinentalwettbewerben auszuschließen. In der neuen Weltordnung des Fußballs würde dann trotzdem noch ein Sieger der Champions League als beste europäische Mannschaft gekrönt. Der Wettbewerb würde aber natürlich an Bedeutung verlieren, wenn mindestens zwölf regelmäßige Titelfavoriten ihren eigenen Wettbewerb spielen.