Mbappés Tor verdeutlicht den Reformbedarf der Abseitsregel

Kylian Mbappe trifft für Frankreich gegen Spanien

Dank des vieldiskutierten Siegtreffers von Kylian Mbappé darf sich Frankreich seit Sonntag Nations-League-Champion nennen. Das Tor war regelkonform, obwohl der Schütze bei der Vorlage seines Mitspielers im Abseits stand. Einmal mehr wurde deutlich, dass die entsprechende Passage im Regelwerk überarbeitet werden muss.

Es war der große Aufreger eines ansonsten eher ereignisarmen Nation-League-Finales. In der 80. Minute startete Mbappé in Richtung Strafraum und wurde von Theo Hernández mit einem Steilpass bedient. Auch der herauseilende spanische Torhüter Unai Simón konnte nicht mehr verhindern, dass das französische Wundertalent nach einem Übersteiger abgezockt zur 2:1-Führung einschob.

Allerdings stand Mbappé bei der Vorlage von Hernández eindeutig im Abseits. Zum Ärger sämtlicher Spanier im altehrwürdigen San Siro zählte der Treffer trotzdem und die Franzosen durften etwas später die Trophäe in den Mailänder Abendhimmel recken.

Parallelen zu Dortmunds Pokalsiegersaison

Es war jedoch absolut korrekt vom Schiedsrichtergespann, das Tor zu geben. Spaniens Verteidiger Eric García hatte zu einer Grätsche angesetzt, um den Pass von Hernández zu unterbinden. Dabei berührte er den Ball ganz leicht. Weil es sich um eine absichtliche Aktion handelte, entstand dadurch eine neue Spielsituation und in dieser stand Mbappé nicht mehr im Abseits. Wenn García den Ball durchgelassen hätte, wäre der Treffer tatsächlich irregulär gewesen.

Hierzulande wird die Szene viele an das Siegtor von Dortmunds Erling Haaland im DFB-Pokal-Achtelfinale der vergangenen Saison gegen Paderborn erinnert haben. Das andere Sturmphänomen der kommenden Generation profitierte damals von derselben Regel. Der Norweger hätte eigentlich im Abseits gestanden, doch Paderborns Sebastian Schonlau war nach dem Zuspiel noch hauchzart am Ball. So flog der Zweitligist aus dem Wettbewerb, während der BVB ihn später gewann.

Auch wenn man nicht zu den Anhängern von Paderborn oder Spanien gehört, kann man deren Unmut über die Abseitsregel verstehen. Schließlich gingen García und Schonlau ja nur zum Ball, weil sie wussten, dass hinter ihnen ein Stürmer lauert. Dadurch waren sie zum Eingreifen gezwungen. Es ist nicht ihre Aufgabe, die mögliche Abseitsstellung eines Gegenspielers zu bewerten.

Spätestens nach diesen spiel- und sogar titelentscheidenden Szenen wird es Zeit, dass die entsprechende Regel geändert wird. Nicht jede absichtliche Berührung des Balles sollte automatisch eine neue Spielsituation hervorrufen. Für die bisher benachteiligten Teams käme das aber natürlich ohnehin zu spät.

Foto: AFP

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