Die Reisen des Heung-min Son
Laut der Spielergewerkschaft FIFPro hat Tottenham-Hotspur-Profi Heung-min Son innerhalb von drei Saisons die Erde mehr als fünfmal umrundet. In einer Zeit, in der sowohl der ökologische Fußabdruck als auch die mentale Gesundheit des Menschen in den Fokus rücken, wirkt das geradezu absurd – und macht den Handlungsbedarf bezüglich der Reisebelastung von Fußballspielern deutlich.
In seiner südkoreanischen Heimat ist Son eine echte Ikone und ein Aushängeschild des nationalen Fußballs sowieso. Außerdem gehört er weiterhin zu den herausragenden Offensivspielern des Planeten. So kommt es, dass man bei der Nationalmannschaft nur selten auf den 29-Jährigen verzichten will. Da Son aber nun mal in London seiner Arbeitstätigkeit nachgeht, verbringt er jedes Jahr viel Zeit im Flugzeug, um zu Länderspielen zu gelangen, die meist in Südkorea oder anderen asiatischen Ländern stattfinden.
Seit 2018 hat Son laut der Spielergewerkschaft FIFPro 223.637 Reisekilometer und 300 Flugstunden angesammelt. Das ist kaum mit einer ausgeglichenen CO2-Bilanz zu vereinbaren. Doch auch für Son ganz persönlich ist ein solches Programm mit Sicherheit schädlich. Insgesamt 204-mal musste sich sein Körper an eine Zeitumstellung gewöhnen. Als der Fußballzirkus im Frühjahr 2020 von der Corona-Pandemie zu einer Pause gezwungen wurde, nutzte Son diese, um in der Heimat seine dreiwöchige Militärausbildung zu absolvieren. Zeit zur Erholung hat er kaum.
Verbände stehen in der Verantwortung
Am Beispiel Sons ist ersichtlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Anstatt den Spielplan immer weiter aufzublähen, sollten die Fußballverbände eigentlich über Wege nachdenken, die Reisebelastung ihrer Akteure zu reduzieren.
Eine Möglichkeit wäre, die Länderspielpausen zu verlängern und dafür seltener stattfinden zu lassen. Diese Option wird aktuell auch im Zuge einer möglichen WM-Reform diskutiert, die vorsieht, dass das Turnier alle zwei Jahre stattfindet. Dieser verkürzte Rhythmus ist zwar mindestens diskutabel, die veränderten Länderspielpausen wären aber tatsächlich ein Schritt in die richtige Richtung.
Titelbild: Anton Balazh / Adobe Stock