Uwe Seeler: Loyal und bescheiden

Uwe Seeler

Im ersten HSV-Spiel nach Seelers Tod geriet der sportliche Ausgang zur Nebensache. Mannschaft und Fans gedachten der Vereinsikone auf vielfältige Weise. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass „Uns Uwe” den Fußball nicht nur mit seinen herausragenden Fähigkeiten, sondern vor allem mit seinem bodenständigen Charakter bereichert hat.

Schon lange vor dem Anpfiff der Zweitligapartie gegen Hansa Rostock war erkennbar, dass Hamburg derzeit Trauer trägt. Viele Fans kamen an diesem Sonntagnachmittag in schwarz, auch die Profis trugen beim Aufwärmen ein schwarzes Shirt mit einem Foto von Seeler in Jubelpose. Später tauschten sie dieses gegen ein Sondertrikot, auf dem der Brustsponsor durch „Uns Uwe” ersetzt wurde.

Den Spitznamen erhielt Seeler nach dem Viertelfinale im Landesmeisterpokal 1961. Das Hinspiel beim FC Burnley hatte der HSV mit 1:3 verloren, doch das Rückspiel im Volksparkstadion gewann man dank zweier Seeler-Tore mit 4:1. Es war ein Triumph nationaler Tragweite. Der Frankfurter Journalist Richard Kirn schrieb: „Uwe ist der Sohn des Landes! Er ist unser Uwe.”

Seeler widersteht Mailands Million

Zurück in die Gegenwart: Als die beiden Mannschaften einliefen, präsentierte die Nordkurve ein Banner mit der Aufschrift „Loyal und bescheiden – der Größte aller Zeiten”. Jene beiden Eigenschaften machten Seeler in den Augen der Fans zur Legende.

Spätestens mit der deutschen Meisterschaft und der Auszeichnung als Deutschlands Fußballer des Jahres war der Stürmer im Jahr 1960 auch für die zahlungskräftige Fußballelite des Kontinents interessant geworden. Im Sommer 1961 bot ihm Inter Mailand eine Million Mark Handgeld für einen Wechsel – eine für damalige Verhältnisse gigantische Summe. Doch Seeler entschied sich für sein beschauliches Leben an der Elbe. Dafür wird er dort noch immer besonders verehrt.

Erster Torschützenkönig der Bundesliga

Noch eine Randnotiz zum Sportlichen: Gegen Rostock hatte der HSV große Probleme, seine Feldüberlegenheit in Torchancen umzumünzen. Ein Treffer wollte schon gar nicht gelingen. Mit einem Seeler in Höchstform wäre das sicherlich nicht passiert. In der Premierensaison der Bundesliga 1963/64 knipste er 30-mal in 30 Spielen und krönte sich damit zum allerersten Torschützenkönig.

Am Ende verlor der HSV gegen Hansa übrigens durch einen Gegentreffer in der Nachspielzeit mit 0:1. Das Ergebnis war allerdings an diesem traurigen Tag ohnehin Nebensache.

Foto: AFP

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