50 Jahre Büchsenwurf: Das Bökelberg-Komplott

Cola-Dose liegt in einer Hand

Am 20. Oktober 1971 deklassierte Borussia Mönchengladbach im Europapokal der Landesmeister Inter Mailand mit 7:1. Das Ergebnis hatte jedoch keinen Bestand, weil ein Spieler der italienischen Gäste von einer Getränkedose getroffen worden war. Im Wiederholungsspiel schied die Borussia aus und ein Mythos war geboren.

Sechs Jahre nach ihrem Aufstieg in die Bundesliga befanden sich die Gladbacher in der Saison 1971/72 auf dem vorläufigen Höhepunkt ihres fußballerischen Schaffens. In den beiden vorherigen Spielzeiten hatte man die ersten beiden Meistertitel der Vereinsgeschichte eingefahren. Die Fohlen hatten bekannte Namen in ihren Reihen und begeisterten mit rasantem Offensivfußball.

Im Europapokal der Landesmeister bekam Inter Mailand das zu spüren. Im Achtelfinalhinspiel fegte die Borussia im heimischen Bökelbergstadion mit 7:1 über den italienischen Meister hinweg. Jupp Heynckes, Ulrik le Fevre und Günter Netzer trafen jeweils doppelt.

Beim Stand von 2:1 war es jedoch zu einem Zwischenfall gekommen, der den Kantersieg letztlich zunichtemachen sollte. Inter-Stürmer Roberto Boninsegna wurde auf einer Trage vom Platz transportiert, nachdem er von einer Getränkedose getroffen worden war. Die Gladbacher warfen ihm allerdings Schauspielerei vor. Die Büchse sei leer gewesen und habe ihn auch lediglich an der Schulter statt am Kopf getroffen. Überprüfbar ist das alles nicht, denn wegen Vertragsstreitigkeiten zwischen der ARD und der Borussia wurde das Spiel in Deutschland nicht übertragen und es existieren deshalb kaum Aufnahmen. So blieben nur die gegensätzlichen Aussagen der Augenzeugen.

Die UEFA entschied jedenfalls, dass das Spiel wiederholt werden musste – im Berliner Olympiastadion, denn eine Platzsperre für Heimspiele der Borussia gab es obendrein. Nach einer 2:4-Niederlage in Mailand und einem torlosen Unentschieden in ebenjenem Wiederholungsspiel schied Gladbach aus.

Büchse gelangt erst über Umwege ins Gladbacher Vereinsmuseum

Die Dose des Anstoßes gelangte über den niederländischen Schiedsrichter des Skandalspiels Jef Dorpmans in das Museum seines Klubs Vitesse Arnheim. Vor zehn Jahren versuchte die Borussia, sie anlässlich des 40. Büchsenwurf-Jubiläums wiederzuerlangen. Im Juni 2012 wurde sie tatsächlich nach Gladbach überführt und dort feierlich übergeben. Heute ist sie im Vereinsmuseum „Fohlenwelt” ausgestellt.

Titelbild: ThamKC – stock.adobe.com

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