Mehr als ein Trainer: Barça-Hoffnungen ruhen auf Xavi

Der FC Barcelona hat einen neuen Trainer. Vereinsikone Xavi soll dem Weltklub in Nöten wieder zu altem Glanz verhelfen. Doch seine Verpflichtung birgt auch gewisse Risiken – sowohl für Barça als auch für den Trainer selbst.

Nun ist also das passiert, was im Prinzip schon in der Luft lag, seit Xavi seine Spielerkarriere im Sommer 2019 beendet hatte: Der ehemalige Mittelfeldregisseur übernimmt das Amt des Cheftrainers beim FC Barcelona. Es ist die spektakuläre Heimkehr zu dem Klub, dem er zuvor 24 Jahre lange angehört hatte. Eine ganze Ära des Weltfußballs hat Xavis Generation mit Barça geprägt.

Dementsprechend groß sind die Hoffnungen, die in ihn als Trainer gesetzt werden. Die Fans erwarten nichts weniger als eine Rückkehr zum Erfolg dieser goldenen Zeiten. Es ist eine Menge Druck, der Xavi schon qua seines Namens erwartet.

Dabei ist seine Trainererfahrung bislang sehr überschaubar. Zwei Saisons als Übungsleiter beim katarischen Erstligisten al-Sadd Sports Club müssen als Vorbereitung für einen der größten Jobs des Weltfußballs reichen. Die Barça-Verantwortlichen scheint das nicht zu stören. Sie wollten Xavi schon vor anderthalb Jahren verpflichten, als dieser gerade einmal eine halbe Saison als Coach in dem Emirat gearbeitet hatte. Damals hielt der begehrte Trainerfrischling ein Engagement in Barcelona noch für verfrüht, nun scheint er es sich zuzutrauen.

Die Voraussetzungen könnten besser sein

Die Liste ehemaliger Vereinslegenden, die später bei ihren Klubs als relativ unerfahrene Trainer anheuerten, ist lang. Viele dieser Engagements verliefen eher durchwachsen. In jüngster Vergangenheit gilt das für Frank Lampard beim FC Chelsea oder Andrea Pirlo bei Juventus Turin. Es finden sich allerdings auch einige Erfolgsgeschichten. Herausragendes Beispiel in den letzten Jahren ist natürlich Zinédine Zidane bei Real Madrid mit drei Champions-League-Titeln in Serie.

Die Verhältnisse, die Xavi in Barcelona vorfindet, sprechen eher gegen kurzfristigen Erfolg. Während Zidane bei Real Madrid ein stargespicktes Team rund um Cristiano Ronaldo übernahm, ist dessen Konterpart Lionel Messi aufseiten Barcelonas gerade gewechselt und auch sonst ist die Mannschaft im Umbruch begriffen.

In den vergangenen Jahren wurde das große Barça durch die Inkompetenz seiner Entscheidungsträger derart heruntergewirtschaftet, dass der Schaden nicht innerhalb kurzer Zeit behoben werden kann – vom Trainer schon gar nicht. Aktuell besteht die Mannschaft hauptsächlich aus alternden Stars, die ihren Zenit bereits überschritten haben, und vielversprechenden Talenten, die noch Zeit brauchen werden, bis sie ihren Zenit erreichen. Zudem macht ein gigantischer Schuldenberg Transfers der obersten Kategorie schwierig. Ein internationaler Titel ist unter diesen Voraussetzungen erstmal unrealistisch.

Wunderdinge sind von Xavi also vermutlich nicht zu erwarten. Es stellt sich nur die Frage, ob ihm von den Verantwortlichen genug Zeit zur Entwicklung eingeräumt wird. Ansonsten könnte seine junge Trainerkarriere bereits früh einen empfindlichen Knacks bekommen.

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