Flicks erster Kader: Spagat zwischen Leistungsprinzip und Umbruch

Hansi Flick mit der deutschen Nationalmannschaft

Die ersten Länderspiele unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick stehen an und das Aufgebot lässt erste Rückschlüsse auf seine Strategie zu. Diese beinhaltet sowohl Routiniers als auch Perspektivspieler. Über allem soll das Leistungsprinzip stehen.

Mantraartig wiederholte Flick im Vorfeld der anstehenden WM-Qualifikationsspiele, dass unter seiner Leitung „die besten Spieler” eingeladen werden. Es wirkt ein wenig wie die Antithese zur Philosophie seines Vorgängers. Bei Jogi Löw hatte man oft den Eindruck, dass die Nominierungen von strategischen oder persönlichen Hintergedanken beeinflusst wurden.

„Die besten Spieler” bedeutet: Unabhängig seines Alters oder sonstiger Gründe wird jeder Spieler, der nicht aus der Nationalmannschaft zurückgetreten ist, berufen, wenn er aktuell die entsprechenden Leistungen zeigt. So gehören auch fünf Ü30-Profis zu Flicks Aufgebot. Dass der ehemalige Bayern-Trainer Flick an Manuel Neuer und Thomas Müller festhält, ist wenig überraschend. Dass neben Ersatztorhüter Kevin Trapp und İlkay Gündoğan auch Marco Reus nach seiner EM-Absage in die Nationalmannschaft zurückkehrt, zeigt dagegen schon eher, dass es dem Bundestrainer mit dem Leistungsprinzip tatsächlich ernst ist. Schließlich hätte Flick einen Verzicht auf Dortmunds Kapitän mit seinem Alter, seiner Verletzungsanfälligkeit und dem Überangebot im offensiven Mittelfeld durchaus rechtfertigen können. Aktuell gehört Reus mit seiner Klasse aber einfach noch in die Nationalmannschaft.

Routiniers müssen Jungspunden weichen

Gleichzeitig denkt Flick allerdings auch zukunftsorientiert. Ältere Spieler wie Christian Günter, Marcel Halstenberg oder Kevin Volland, die noch im EM-Aufgebot gestanden hatten, wurden nicht berücksichtigt. Stattdessen berief Flick gleich fünf U21-Europameister dieses Jahres in die A-Nationalmannschaft. Für Karim Adeyemi, David Raum und Nico Schlotterbeck ist es das erste Mal.

Es ist ein Fingerzeig, wie sich Flick die knapp 15 Monate bis zur Weltmeisterschaft in Katar vorstellt. Die Baustellen in der Verteidigung und der Sturmspitze werden mit jungen Spielern adressiert, während im Tor, in der Zentrale und auf den Flügeln hauptsächlich bewährte Kräfte für den Erfolg sorgen sollen.

(Foto: AFP)

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