Leroy Sané am Scheideweg

In seiner zweiten Saison beim FC Bayern München steht Leroy Sané unter besonderer Beobachtung. Angesichts seiner Ablösesumme und seines Gehalts erwartet man von ihm große Taten. Bislang konnte er den hohen Ansprüchen nicht gerecht werden. Am vergangenen Wochenende machten einige Fans ihrem Unmut darüber Luft.

Die aktuelle Bundesligaspielzeit ist erst zwei Partien alt und die Kritik an Leroy Sané ist bereits deutlich vernehmbar. Geradezu unüberhörbar waren die Pfiffe und der höhnische Applaus bei der Bekanntgabe seiner Halbzeit-Auswechslung gegen den 1. FC Köln. Es ist der vorläufige Tiefpunkt für Sané im Trikot des Rekordmeisters.

Die Erwartungen der Fans an den Flügelflitzer sind riesig. Nach einem monatelangen Transfer-Hickhack wurde Sané im vergangenen Sommer für 45 Millionen Euro von Manchester City losgeeist. Dort war er im Jahr 2018 zu Englands Jungprofi des Jahres gekürt worden. Bei den Bayern stieg der Königstransfer sofort in die oberste Gehaltsklasse ein. Man gestand ihm das obligatorische Eingewöhnungsjahr in München zu. Sein Kreuzbandriss im Sommer 2019 wurde bei der Leistungsbewertung ebenfalls berücksichtigt. Nun soll Sané aber endlich liefern.

In den drei bisherigen Pflichtspielen der Bayern tat er das nicht. Zu selten ließ er seine Fähigkeiten aufblitzen, meist fiel er eher durch Ballverluste auf. Eine Torbeteiligung gelang ihm nicht. Wegen seines oft lethargischen Auftretens flammt wieder eine leidige Körpersprache-Diskussion à la Özil auf.

Sanés Konkurrenz schläft nicht

Es ist ungerecht, wenn sich die Fans derart auf Sané einschießen, denn es gibt natürlich auch Gründe für seine Auftritte. Gegen Dortmund im Supercup wurde er erst in der zweiten Halbzeit für den verletzten Kingsley Coman eingewechselt, gegen Köln spielte er im asymmetrischen Nagelsmann-System als offensiver Außenverteidiger hinter Thomas Müller. Außerdem steht man erst ganz am Anfang einer langen Saison, in der noch viel passieren kann und wird.

Trotzdem war es bezeichnend, dass gegen Köln ausgerechnet sein Ersatzmann Jamal Musiala direkt ins Spiel fand und die Münchener Führung mustergültig vorbereitete. Vorausgegangen war ein geglücktes Dribbling des 18-Jährigen, bei dem er Kölns Jorge Meré aussteigen ließ. Es war eine typische Aktion im Eins-gegen-Eins, die man sich von Sané wünschen würde.

Die Saison mag noch jung sein sein, doch Sané muss bereits aufpassen, dass er gegenüber Coman und Musiala nicht ins Hintertreffen gerät. Ansonsten könnte seine Verpflichtung schon bald als millionenschweres Missverständnis betitelt werden.

(Foto: AFP)

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