Supercopa in Saudi-Arabien: Spaniens Fußball auf Abwegen

Dani Alves bekommt eine Siegerehrung in Form einer Medaille

Zwar trägt der spanische Verband RFEF seinen Supercup bereits zum zweiten Mal in Saudi-Arabien aus, aber man kann die Irrsinnigkeit dieser Tatsache nicht oft genug betonen. In diesem Jahr gilt das besonders: Inmitten einer Pandemie findet ein nationaler Pokalwettbewerb in einem mehrere tausend Kilometer entfernten Unrechtsstaat statt. Die Supercopa steht damit sinnbildlich für die Fehlentwicklung im spanischen Fußball.

Der RFEF hatte die Austragungen der Jahre 2020, 2021 und 2022 für jeweils 40 Millionen Euro an Saudi-Arabien verkauft. Außerdem hatte man den Wettbewerb von den üblichen zwei Teilnehmern auf vier aufgestockt, um die Spieleanzahl zu erhöhen. Nach dem ersten Turnier in Dschidda und der pandemiebedingten Rückverlegung der zweiten Ausgabe nach Spanien geht es in diesem Jahr wieder in die saudi-arabischen Hauptstadt Riad.

Finanzentscheidungen im spanischen Fußball haben in jüngerer Vergangenheit mehrfach für Stirnrunzeln gesorgt. Der große FC Barcelona ist mit 1,2 Milliarden Euro verschuldet. LaLiga verscherbelte elf Prozent ihrer Einnahmen der nächsten 50 Jahre für etwa 2,67 Milliarden Euro an CVC. Das Unternehmen aus Luxemburg erhielt außerdem 10,95 Prozent der audiovisuellen Rechte. Der spanische Verband war gegen diesen Deal, gegen den Verkauf eines seiner Wettbewerbe hatte er zuvor aber scheinbar nichts einzuwenden.

Zahlreiche Argumente sprechen gegen die Austragung in Riad

Vor allem die Wahl des Handelspartners war dabei verwerflich. Saudi-Arabien ist bekannt für seine Menschenrechtsverletzungen und versucht offensichtlich, mit der Ausrichtung internationaler Sportereignisse sein Image aufzupolieren. „Sportswashing” nennt man das.

Hinzu kommt die Entwicklung der Pandemie. Die Rückverlegung des Turniers vor einem Jahr war richtig, die Inzidenz in Saudi-Arabien ist aktuell aber genauso hoch wie damals – in Spanien ist sie sogar um ein Vielfaches höher.

Die heimischen Fans schauen außerdem bei all dem in die Röhre. Nur die wenigsten von ihnen werden die rund 5.000 Kilometer nach Riad zurücklegen. Das Stadion wird beim heutigen Halbfinal-Clásico zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid trotzdem mit 30.000 Zuschauern ausverkauft sein. Ein Erfolg für den spanischen Fußball ist das allerdings nicht.

Foto: AFP

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