El Maracanazo: Der Fall eines Kondors

Roberto Rojas mit Kopfverletzung

Im legendären Maracanã ereignete sich vor 32 Jahren beim Duell der beiden Nationalmannschaften Brasiliens und Chiles einer der größten Skandale der Fußballgeschichte. Die Hauptrollen dabei spielten ein „Cóndor”, ein Playmate, ein Feuerwerkskörper und eine Rasierklinge.

Am 3. September 1989 trafen sich Brasilien und Chile in Rio de Janeiro zum entscheidenden Spiel der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1990 in Italien. Beide lagen punktgleich an der Spitze ihrer gemeinsamen Gruppe, doch wegen des schlechteren Torverhältnisses brauchte Chile einen Auswärtssieg, um sich noch zu qualifizieren.

Schon beim 1:1-Unentschieden im Hinspiel im chilenischen Santiago hatte es Ausschreitungen gegeben, sodass die Chilenen ihr zweites Heimspiel gegen Venezuela in Argentinien hatten austragen müssen. Es war also definitiv genug Druck auf dem Kessel.

Die erste Halbzeit blieb torlos, doch kurz nach der Pause erzielte Brasiliens Stürmer Careca den 1:0-Führungstreffer für die Gastgeber. Chile drohte das zweite Verpassen einer Weltmeisterschaft nacheinander.

Feuerwerkskörper trifft Rojas – nicht

In der 67. Minute flog dann ein Feuerwerkskörper in Richtung von Chiles Torhüter Roberto Rojas, genannt „El Cóndor”. Geworfen wurde er von dem brasilianischen Model Rosenery Mello. Rojas brach zusammen und hielt sich den blutenden Kopf. Während er behandelt wurde, provozierte sein Teamkollege Patricio Yáñez die Fans mit einem Griff an seine Genitalien. Die obszöne Geste, die in jüngerer Vergangenheit durch Diego Simeone eine Renaissance erlebte, ist deshalb heute als „Pato Yáñez” bekannt.

Nachdem Rojas vom Platz getragen wurde und die chilenische Mannschaft sich weigerte, das Spiel wieder aufzunehmen, wurde es abgebrochen. Anhand von Videomaterial war jedoch ersichtlich, dass der Cóndor von dem Feuerwerkskörper gar nicht getroffen worden war. Es stellte sich heraus, dass Rojas eine Rasierklinge in seinem Handschuh mit auf das Spielfeld geschmuggelt und sich die Verletzung auf Anweisung seines Trainers Orlando Aravena selbst zugefügt hatte, um einen Spielabbruch zu erzwingen.

Das Spiel wurde daraufhin mit 2:0 für Brasilien gewertet. Chile verpasste die Qualifikation und wurde auch noch von der Weltmeisterschaft 1994 ausgeschlossen. Aravena wurde für fünf Jahre gesperrt, Rojas sogar lebenslang. Erst im Jahr 2001 wurde der Cóndor begnadigt.

Doch nicht für alle Beteiligten hatte der Zwischenfall negative Konsequenzen. Rosenery Mello wurde zu einer lokalen Berühmtheit und erschien zwei Monate nach ihrem berüchtigten Feuerwerkswurf auf dem Cover der brasilianischen Playboy-Ausgabe.

(Foto: AFP)

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