„Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ – Kruse legt sich mit Weghorst an

Max Kruse lächelt im Poloshirt von Union Berlin

Amüsantes Scharmützel zwischen zwei ganz eigenen Typen: Weil Wolfsburg-Stürmer Wout Weghorst nach dem Spiel bei Union Berlin angedeutet hatte, der Gegner sei nicht so sehr an Fußballspielen interessiert, schlug Unions verletzter Star Max Kruse nun via Instagram zurück. Wie ist das ganze zu bewerten? Kruse, die ewige Skandalnudel? Oder erfrischender Ausbruch aus dem Interview-Einheitsbrei?

Was war passiert? Union und der VFL – zwei der positiven Überraschungen der bisherigen Bundesliga-Saison – hatten sich ein durchaus unterhaltsames Duell geliefert. Beim 2:2 verwandelte der Niederländer Weghorst für Wolfsburg den Elfmeter zum Endstand, während Kruse auf Berliner Seiten verletzt fehlte. Das Spiel bot durchaus intensive Zweikämpfe und Wolfsburgs Maximilian Arnold flog wegen einer Notbremse vom Platz.

Nach dem Spiel sagte ein sichtlich aufgekratzter Weghorst im Interview: „Ich spiele lieber schön Fußball“. Bezüglich des Gegners sei ihm klar gewesen, „dass sie nur die Zweikämpfe wollen“. Die Aussage, die sich hier versteckt ist deutlich: Der Underdog aus der Hauptstadt ist spielerisch unterlegen und gibt deshalb ordentlich auf die Socken, um den kultivierteren Gegner am Kombinationsspiel zu hindern.

„Wenn man selbst nicht grade als Filigrantechniker bekannt ist…“

Das wollte Max Kruse nicht so stehen lassen und antwortete via Instagram-Story: „Schuster, bleib bei deinen Leisten. Wenn man selbst nicht grade als Filigrantechniker bekannt ist, sollte man sich nicht so über die Spielweise von anderen äußern“, so Kruse in Richtung des in der Tat eher für seinen Kampfgeist bekannten Weghorst – allerdings ohne dessen Namen zu nennen.

Das eigene Team nahm Kruse in Schutz: „Wir haben ein gutes Spiel gemacht gegen Wolfsburg. Ich weiß nicht, welches Spiel er gesehen hat aber fußballerisch haben wir uns enorm weiterentwickelt und auch am Samstag hat das sehr gut ausgesehen“.

https://www.youtube.com/watch?v=sR8FfezoXbw

Nun dürfte es nicht lange dauern, bis die ersten Nörgler kommen: Ist so etwas nötig? Muss man so etwas derart öffentlich diskutieren? Ausgerechnet Kruse, der ja immer wieder mal für eine Eskapade gut ist.

Wir von Kicker-Freunde haben hierzu eine klare Meinung: Mit Max Kruse und auch Wout Weghorst hat die Bundesliga mal wieder zwei „echte Typen“ – genau das, was häufig so schmerzlich vermisst wird. In Zeiten, in denen die meisten Interviews wie aus der Retorte daherkommen und jedes Zitat vor Veröffentlichung von PR-Managern gegengelesen wird, ist ein kleines Scharmützel wie das aktuelle ein Anker der Authentizität.

Max Kruse zeigt hohe Identifikation mit Union Berlin

Jeder, der mal Fußball gespielt hat, kann sich in die Situation von Wout Weghorst hineinversetzen. Kurz nach einem Spiel ist man enttäuscht über das Ergebnis, hat vielleicht etwas auf die Füße bekommen und ist dazu noch aufgebracht über den Platzverweis des eigenen Mitspielers. Da kann eine leicht übertriebene Antwort zur Spielweise des Gegners schon einmal rausrutschen.

Ebenso ist es legitim, dass Kruse dies beantwortet und die eigenen Mannschaftskollegen in Schutz nimmt. Kruse ist grade einmal ein halbes Jahr bei Union. Die offenbar hohe Identifikation mit dem Klub ist insbesondere vor dem Hintergrund bemerkenswert, als dass einige Kritiker in Max Kruse einen ewigen Wandervogel sehen. In der Tat war Kruse nie ein Mann für Treueschwüre oder theatralische Küsse auf das Vereinswappen. Doch die eher pragmatische Sichtweise des Fußballgeschäfts hindert ihn nicht daran, sich vor seine Mannschaft zu stellen.

Es bleibt zu hoffen, dass diese beiden tollen Fußballer sich im Rückspiel die Hand geben und zu einer weiteren rassigen Partie beitragen werden.

(Foto: Union Berlin)

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