VFL Wolfsburg: Für Trainer ein hartes Pflaster

Marcel Schäfer hockt auf einer Heizung und tippt auf dem Smartphone, Jörg Schmadtke steht neben ihm

Nach nur neun Bundesligaspieltagen ist Mark van Bommel schon nicht mehr Coach in Wolfsburg. Die kurze Episode wirkt wie ein einziges Missverständnis. Außerdem war es nicht der erste kontroverse Abgang eines VfL-Trainers in der jüngeren Vergangenheit. Daher müssen sich auch die dortigen Verantwortlichen hinterfragen.

Ausgerechnet das Team, das nach vier Spieltagen mit der maximalen Punkteausbeute noch an der Tabellenspitze gethront hatte, sorgte also für die erste Trainerentlassung dieser Bundesligasaison. Der Wolfsburger Start war bei genauerer Betrachtung allerdings nicht sonderlich aussagekräftig. Die Gegner waren schließlich die beiden Aufsteiger sowie die Fehlstarter aus Berlin und Leipzig. Dazu kommt das kuriose Aus im DFB-Pokal durch einen Wechselfehler und der letzte Platz in einer machbaren Champions-League-Gruppe. Wettbewerbsübergreifend sind die Wölfe seit mittlerweile acht Pflichtspielen ohne Sieg.

Aus sportlicher Sicht hatte van Bommel deshalb tatsächlich nicht mehr allzu viele Argumente. Der frühe Zeitpunkt der Entlassung kam allerdings trotzdem etwas überraschend. Es kann nicht viel Vertrauen in die Fähigkeiten des neuen Trainers vorgeherrscht haben, wenn man ihm keine Eingewöhnungszeit zugesteht und auch keinen kurzfristigen Turnaround zutraut. Dies wiederum wirft die Frage auf, warum van Bommel dann im Sommer überhaupt verpflichtet wurde. Seine bisherige Trainerlaufbahn kann jedenfalls kaum der Grund gewesen sein. Anderthalb durchwachsene Saisons bei PSV Eindhoven bildeten zu diesem Zeitpunkt seine einzige Erfahrung als Cheftrainer im Profibereich.

Wolfsburgs seltsamer Trainerverschleiß unter Schmadtke und Schäfer

Diese Frage richtet sich hauptsächlich an Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Sportdirektor Marcel Schäfer. Bevor die beiden im Sommer 2018 ihre Arbeit in Wolfsburg aufnahmen, hatte es dort nicht viel Beständigkeit auf dem Trainerstuhl gegeben. Nach der Trennung von Pokalsieger-Trainer Dieter Hecking im Oktober 2016 hatte keiner seiner Nachfolger Valérien Ismaël, Andries Jonker und Martin Schmidt ein halbes Jahr als VfL-Trainer überdauert. Erst mit dem neuen Führungsduo und dem neuen Trainer Bruno Labbadia kehrten Kontinuität und Erfolg zurück.

In der Folge wurde dann allerdings auch deutlich, dass die Zusammenarbeit des Trainers mit den Funktionären in Wolfsburg scheinbar nicht ganz einfach ist. Labbadia erreichte mit dem VfL in der Saison 2018/19 überraschend die Europa League, räumte danach aber trotzdem freiwillig das Feld. Sein Nachfolger Oliver Glasner hielt es zwei Saisons bei den Wölfen aus, bevor er auf die Champions-League-Teilnahme verzichtete und lieber zum Europa-League-Starter Eintracht Frankfurt wechselte.

Nun also knapp vier Monate mit van Bommel, ehe sich diesmal der Verein zur Trennung entschloss. Es wirft kein gutes Licht auf die Wolfsburger Entscheider. In den vergangenen drei Jahren haben sie zwar bei der Kaderplanung hervorragende Arbeit geleistet und die Mannschaft stetig verbessert, ausgerechnet beim Hauptübungsleiter aber das richtige Händchen vermissen lassen. Die nächste Verpflichtung sollte deshalb wohl durchdacht sein. Vielleicht haben die Wölfe dann auch länger etwas von ihrem künftigen Coach.

Foto: AFP

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.