Profit vor Gesundheit: Das fragwürdige Festhalten der Premier League an ihrem Winterspielplan

Stadion voll mit Fußballfans

Traditionell legt die Premier League keine Winterpause ein und richtet auch zwischen den Jahren Spiele aus. Das ist ohnehin schon diskutabel, in diesem Jahr aber wirkt es verantwortungslos und fehl am Platz. Daran ändern auch die vielen Tore am Boxing Day nichts.

Während die anderen großen europäischen Ligen zumindest zwischen Weihnachten und Silvester pausieren, wird in England knallhart durchgezogen. Vor allem der Spieltag am zweiten Weihnachtsfeiertag gehört mittlerweile zum Kulturgut auf der Insel.

Premier-League-Trainer lassen schon seit Jahren nur wenig Zweifel daran aufkommen, was sie von der fehlenden Winterpause halten. Besonders Jürgen Klopp präsentierte sich in der Vergangenheit als lautstarker Kritiker, aber auch Pep Guardiola gilt nicht gerade als Fan von der engen Taktung des Spielplans. Durch 20 Teams in der Liga und zwei nationale Pokalwettbewerbe spielt man sowieso schon mehr als die internationale Konkurrenz. Da wären genug Erholungsmöglichkeiten umso wichtiger.

Bislang ist diese Kritik ungehört geblieben – oder sie hat wohl eher niemanden gekümmert. Die Premier League ist eine Gelddruckmaschine und der Boxing Day gehört zu ihren wichtigsten Produkten. Davon profitieren auch die Teammanager, die aufgrund dessen während der Transferperioden Unsummen investieren können. Zudem fehlt wegen der vielen Spiele auch schlicht die Zeit für längere Unterbrechungen der Saison. Der Grund für den hohen Regenerationsbedarf ist somit gleichzeitig mitverantwortlich dafür, dass dieser nicht erfüllt wird.

Boxing Day inmitten der Omikron-Welle

In diesem Jahr stellt sich die Situation allerdings noch einmal extremer dar: Ein spätes Ende der vergangenen Spielzeit und mehrere internationale Turniere im Sommer haben den Erholungsbedarf bei den Spielern nicht gerade kleiner werden lassen. Zudem sorgt die Omikron-Variante in England aktuell für eine vierstellige Inzidenz und eine Fallzahlenexplosion unter den Premier-League-Akteuren. Mehr als 100 positive Tests innerhalb einer Woche machten mehrere Spielverlegungen nötig. So hatten Klopp und der FC Liverpool an Weihnachten tatsächlich mal spielfrei – wenn auch unfreiwillig.

Am Grundgerüst ihres Spielplans wollte die Liga allerdings trotzdem nicht rütteln. Deshalb sahen unter anderem mehr als 50.000 Zuschauer im ausverkauften Etihad Stadium den spektakulären 6:3-Heimsieg von Guardiolas Manchester City über Leicester. Die Partie des englischen Meisters gegen den FA-Cup-Champion wäre normalerweise Werbung für den Fußball gewesen, doch so hatte sie einen faden Beigeschmack. Das gilt auch für die anderen Begegnungen, die stattfinden konnten. Vielen Mannschaften fehlten Spieler und auch Trainer, andernorts wurden Profis nach einer gerade erst überstandenen Infektion aufgrund der dünnen Personaldecke lange eingesetzt – entgegen dem Rat ihrer Ärzte.

Das Bild, das so vermittelt wurde, kann nicht im Interesse der Premier League sein. Man hat verpasst, ein Zeichen zu setzen und die Gesundheit aller Beteiligten dieses eine Mal über den Profit zu stellen. Nie wäre eine Winterpause in England besser zu rechtfertigen gewesen.

Foto: Anton Matushchak / Adobe Stock

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