„Innere Hygiene“ – Reif fordert Prügelstrafe für Gladbachs Embolo

Eine Schere schneidet Kabel zu einem Mikrofon durch

Weil Breel Embolo von Borussia Mönchengladbach in noch ungeklärter Form an einer verbotenen Corona-Party in Essen beteiligt war, schlug der exzentrische Kommentator Marcel Reif vor, die Mannschaft solle den Schweizer mit „nonverbalen Mitteln“ züchtigen. So sehr sich Reif auch um gewitzte Verklausulierung bemühte – mit dem Ruf nach drakonischer Strafe disqualifiziert sich der „Experte“ endgültig.

„Reif ist Live“ heißt das Talk-Format des Springer-Konzerns, das lediglich daraus besteht, dass Marcel Reif von einem Moderator die Stichworte zum aktuellen Fußballgeschehen bekommt und dem Publikum mit aller Souveränität die Welt erklärt. Reif mag von sich selbst behaupten, „halt kein Blatt vor den Mund zu nehmen“. Sein altkluger, großväterlicher Duktus stößt allerdings so manchem Zuschauer schon längst auf.

Im „Doppelpass“ auf Sport1 sitzt er dandylike und doziert gerne über gewisse Eigenschaften, die „Jungtürken“ seiner Meinung nach nunmal haben. Die Diskussion über die rassistische Entgleisung eines vierten Offiziellen bei einem Champions-League-Spiel in Istanbul bezeichnete er als „Schnappatmung“.

Nun war Borussia Mönchengladbachs Breel Embolo an der Reihe. Seine derzeit noch ungeklärte Beteiligung an einer illegalen Versammlung muss natürlich in aller Offenheit thematisiert werden, wird aber vor allem von reißerischen Medien wie jenen aus der Springer-Familie dankend aufgenommen. Embolo behauptet, lediglich bei einem Freund Basketball geschaut zu haben, während in einem benachbarten Lokal die Veranstaltung stattgefunden habe. Die Polizei habe ihn daraufhin in der Privatwohnung aufgegriffen. Mittlerweile sind allerdings Informationen durchgesickert, laut denen Embolo vielmehr versucht habe, über das Dach des Lokals zu fliehen und sich in einer Badewanne zu verstecken.

„Da wurde so etwas nonverbal geregelt“

„In der Zeit, als ich noch gekickt habe“, setzte Reif in seinem Format an, „gab es so etwas wie innere Hygiene“. Da habe dann der Trainer mal die Kabine verlassen, die Musik sei laut aufgedreht worden und der Sünder sei „nonverbal“ zur Vernunft gebracht worden, schmunzelte Reif süffisant. Er sei ja kein Freund von Gewalt, aber…

Interessant, dass der eindeutige Aufruf zu körperlicher Gewalt ausgerechnet von jemandem kommt, der moralisch auf einem derart hohen Ross sitzt wie Reif. Er ist der Erste, der lautstark erklärte, einen Fußballer „nie wieder“ sehen zu wollen, der seinen Kontrahenten anspuckt. Völlig richtig, spucken ist widerlich und gehört hart bestraft. Eine Profiliga, in der ein 23-Jähriger für eine Dummheit von seinen Mitspielern zusammengeschlagen wird, mag man sich aber gleichfalls nicht vorstellen. Es scheint, als sei Reif jedes Mittel recht, um mit „steilen Thesen“ im Geschäft zu bleiben.

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