Dardai übernimmt: Wird Hertha jetzt cool?

Pal Dardai vor einem Wallpaper des Olympiastadions mit Blaufilter

Pál Dárdai ist bei Hertha BSC Berlin zurück auf dem Trainerstuhl. Der Rekordspieler steht vor großen sportlichen Herausforderungen. Doch der Hauptstadtklub, der sich so sehr um ein Profil bemüht, gewinnt mit Dardai definitiv ein Stück Identität.

„Zu viel Kraft in der Lunge für zu wenig Trompeten“, heißt es in „Dickes B“, der inoffiziellen Berliner Hymne. Die Band Seeed charakterisiert die Hauptstadt, doch irgendwie lässt sich die Textzeile auch auf die Hertha anwenden. Viel Potenzial sagt man dem Klub immer wieder nach, das darauf wartet, endlich abgerufen zu werden.

Die Hauptstadt boomt seit Jahren. Die Bevölkerung wächst stetig, junge kreative Menschen werden magisch angezogen und innovative Startups schießen aus dem Boden. Allein der größte Fußballverein der Stadt will einfach nicht so richtig cool werden. Dass im riesigen Olympiastadion auch zu Nicht-Corona-Zeiten die Ränge selten richtig voll werden, ist ein längst überstrapazierter Running Gag. Die blaue Laufbahn, die das Spielfeld von den Zuschauern trennt – die letzte ihrer Art in den Stadien der ersten Bundesliga – trägt auch nicht wirklich zur Stimmung bei.

Das Engagement von Investor Lars Windhorst, der dreistellige Millionenbeträge für Spielerverpflichtungen zur Verfügung stellt, wird in der Fanszene kontrovers aufgenommen. Sportlich konnte Hertha bislang noch kein „Return on Investment“ erzielen. Stattdessen laufen die Köpenicker Emporkömmlinge von Eisern Union der Hertha auch noch die Vormachtstellung ab.

Pál Dárdai wurde vor fast zwei Jahren nach einer viereinhalbjährigen Amtszeit vom seit kurzem freigestellten Manager Michael Preetz abgesetzt. Er hatte zwar stets solide Arbeit geleistet, einmal auch die Euroleague erreicht, doch für den nächsten großen Schritt schien er nicht der richtige Mann. Es folgten wenig erfolgreiche Wochen unter Ante Covic, Alexander Nouri oder Bruno Labbadia, mittendrin noch das Klinsmann-Debakel. Wohlgemerkt waren zuvor bereits zwei Abstiege in die Ära Preetz gefallen.

Dárdai steht für ehrliche Arbeit und Identifikation mit Hertha

Nachdem man also gern höher hinauswollte und dabei gehörig auf den Hosenboden gefallen ist, erinnert man sich in Berlin nun wieder daran, was man eigentlich an Pál Dárdai hatte. Der Ungar hat als Spieler miterlebt, wie es sich anfühlt, mit Hertha erfolgreich zu sein. Zu seiner Zeit zählte die Hertha zeitweise zu den Top 3 in Deutschland. Wie er vor einigen Jahren im Aktuellen Sportstudio berichtete, entschied er sich damals sogar gegen einen Werbungsversuch des FC Bayern, da er sich in Berlin einfach wohlfühlte und dort ebenfalls eine gute sportliche Perspektive sah.

Dárdais erste Amtszeit war geprägt von solider Arbeit, authentischen Interviews und realistischen Zielen. Von der Abstiegsgefahr wusste er die Hertha fernzuhalten. Es wird spannend sein, wie sich die Attitüde des ehrlichen Arbeiters Dárdai mit den Visionen von Investor Windhorst und dessen Kandidat im Aufsichtsrat Jens Lehmann verträgt.

(Foto: Hertha BSC Berlin)

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