Von der Knappenschmiede bis zum WM-Pokal: Zum Karriereende von Benedikt Höwedes

Benedikt Höwedes köüft den Ball im WM-Finale an den Pfosten

Der nächste Weltmeister tritt ab: Benedikt Höwedes beendet im Alter von 32 Jahren seine Karriere. Kurz zuvor hatte bereits der 29-jährige Andre Schürrle seinen Rücktritt verkündet. Höwedes, der in der Jugend von Schalke 04 ausgebildet wurde, spielte zuletzt für Lokomotive Moskau. Beim WM-Triumph von 2014 hatte Höwedes nicht eine Minute verpasst.

Ähnlich wie Schürrle verlor auch Höwedes bei der Begründung seines Rücktritts einige kritische Worte über die Gestalt und Entwicklung des Profifußballs und der Dauerbelastung, der man sich nicht länger aussetzen wolle. Kicker-freunde.de hat dies bereits im Artikel zu Schürrles Rücktritt ausführlich besprochen, ebenso die Frage, warum Fußballer heutzutage früher aufhören als noch vor einigen Jahren.

Der Rücktritt von Benedikt Höwedes wird vor allem bei den Anhängern des FC Schalke 04 für Wehmut sorgen. Der Mann aus Haltern am See galt als Musterbeispiel des „Schalker Jungen“. Ausgebildet in der „Knappenschmiede“, wurde er 2007 im Alter von 19 Jahren in den Profikader berufen. 2011 wurde er zum Mannschaftskapitän ernannt.

Der „Schalker Junge“ wird zum Mannschaftskapitän

Von Magath über Rangnick und den Schalker Jahrhunderttrainer Huub Stevens bis hin zu Jens Keller, Andre Breitenreiter oder Markus Weinzierl – durch die Bank vertrauten die Schalker Übungsleiter auf den zuverlässigen und kopfballstarken Höwedes. Erst Domenico Tedesco, der 2017 antrat und dem Club ein Facelifting verpassen wollte, hatte keine Verwendung mehr für ihn. Die rasch angezettelte Leihe nach Turin brachte Tedesco bereits großen Unmut bei den Fans ein, den dieser zunächst durch die Vizemeisterschaft kaschieren konnte. Doch im Falle des Misserfolges wird jedem Trainer eine solche Entscheidung auf die Rechnung geschrieben: „Den Höwedes hat er damals ja auch vergrault“.

Sein größter Erfolg mit Schalke war der Gewinn des DFB Pokals 2011. Beim 5:0-Finalsieg gegen den MSV Duisburg erzielte Höwedes einen Treffer selbst. Beim Halbfinale in München, der die weitaus größere Hürde darstellte, gab er die Kopfballvorlage für den Siegtreffer von Raul.

Fußballfans, die es nicht mit Schalke halten, lernten ihn spätestens bei der WM 2014 richtig schätzen. Da Trainer Löw offensichtlich von den beiden Dortmunder Linksverteidigern Marcel Schmelzer (nicht im Kader) und Erik Durm (ohne Einsatz) nicht überzeugt war, wurde improvisiert und der nominelle Innenverteidiger Höwedes auf die Außenbahn gezogen. Viele zweifelten zunächst, da Höwedes zwar die Bahn „dichtzumachen“ verstand, jedoch Flankenläufe auf der für ihn falschen Seite nicht zu erwarten waren.

Die „Ochsenabwehr“ und der Dauerbrenner

Löw hatte sich jedoch etwas dabei gedacht, zumal in den Qualifikations- und Vorbereitungsspielen die Außenbahn immer wieder als defensive Schwachstelle erschien. Die ersten Spiele bestritt die DFB-Elf daher mit der „Ochensabwehr“: Mit Höwedes, Mats Hummels, Per Mertesacker und Jerome Boateng bestand die Viererkette aus vier gelernten Innenverteidigern. Am Ende war Höwedes neben Torwart Manuel Neuer und Philipp Lahm der einzige Spieler des Weltmeisterteams, der keine einzige Minute des Turniers verpasst hatte. Er ist einer von nur zehn deutschen Abwehrspielern, denen dies gelang. Dazu war seine Kopfballstärke eine echte Geheimwaffe.

So verlängerte er im Vorrundenspiel gegen Ghana den einen Eckball zum wichtigen Ausgleichstreffer durch Miroslav Klose. Noch berühmter war eine Szene im Finale gegen Argentinien. Kurz vor dem Halbzeitpfiff klatschte ein Flugkopfball von Höwedes gegen den Pfosten. Wenige Zentimeter hatten gefehlt, damit die Verlängerung und das Tor von Götze möglicherweise nicht mehr nötig gewesen wären.

(Foto: AFP)

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