Vor 30 Jahren: Dänische Nachrücker werden Europameister

Dänemarkfans jubeln mit einer Flagge auf der Straße

Zwei Wochen vor dem Beginn der Europameisterschaft 1992 in Schweden stand der spätere Turniersieger noch nicht einmal auf der Teilnehmerliste. Dänemark hatte sich sportlich eigentlich nicht qualifiziert, rückte aber nach und sensationell bis ins Finale vor. Dort schlug die Überraschungsmannschaft auch die deutsche Auswahl.

Bevor König Otto die Griechen 2004 auf den europäischen Olymp führte, hielten die Dänen den inoffiziellen Titel des überraschendsten Kontinentalchampions der Geschichte. In ihrer Qualifikationsgruppe für die EM 1992 waren sie nur Zweiter geworden und hatten die Endrunde deshalb eigentlich verpasst. Doch zehn Tage vor dem Turnierbeginn wurde das erstplatzierte Jugoslawien aufgrund des Balkankonflikts vom Wettbewerb ausgeschlossen und Dänemark rückte nach.

Das stellte Nationaltrainer Richard Møller Nielsen allerdings auch vor einige Probleme: Die heimische Superliga lief zu diesem Zeitpunkt noch, weil die Verantwortlichen nicht mit einer Teilnahme gerechnet hatten. Der letzte Spieltag fand drei Tage vor dem dänischen EM-Auftakt gegen England statt – eine ideale Vorbereitung sieht anders aus. Das galt jedoch ebenfalls für die Nationalspieler, die im Ausland aktiv waren. Sie waren nach dem Ende der Saison von ihrer Wettkampfform schon ein gutes Stück entfernt.

Sieg- und torlos nach zwei Partien

Auch nach zwei von drei Spieltagen in der Vorrunde schien nichts auf den späteren Triumph der Dänen hinzudeuten. Durch ein torloses Unentschieden gegen England und eine 0:1-Niederlage gegen Gastgeber Schweden waren sie Gruppenletzter. Gegen Frankreich musste deshalb in der abschließenden Partie zwingend ein Sieg her und tatsächlich bezwang man die Équipe Tricolore knapp mit 2:1.

Im Halbfinale traf der Nachrücker auf den Titelverteidiger aus den Niederlanden. Mit einem 2:2 ging die Partie ins Elfmeterschießen. Während für Dänemark alle fünf Schützen verwandelten, scheiterte Marco van Basten am überragenden Peter Schmeichel. Der Finaleinzug des Außenseiters war perfekt.

Im Ullevi-Stadion von Göteborg stand Dänemark am 26. Juni 1992 dem amtierenden Weltmeister gegenüber. Für die DFB-Auswahl war es das erste Turnier unter dem neuen Bundestrainer Berti Vogts und noch lief längst nicht alles zusammen. Die Dänen dagegen überzeugten auch im Endspiel mit ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit. Durch Tore der beiden Mittelfeldspieler John Jensen (18.) und Kim Vilfort (78.) siegten sie mit 2:0.

Kapitän Lars Olsen durfte die Trophäe als Erster in den schwedischen Nachthimmel recken. Für Dänemark war und ist es der größte Erfolg seiner Fußballgeschichte.

Titelfoto: @south_nostalghia / Twenty20

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