Zur Präsidentschaftswahl: 5 US-Boys im deutschen Fußball

Die ganze Welt schaut auf die USA, denn heute wird der neue Präsident gewählt. Kicker-freunde.de nimmt dies zum Anlass und stellt fünf US-amerikanische Akteure vor, die den deutschen Fußball geprägt haben.

5. Frankie Hejduk

1998 waren Fußball-Weltmeisterschaften noch etwas aufregendes. Als den gemeinen Fußballgucker noch mehr als ein Klick von haufenweise Informationen und Videosequenzen zu jedem einzelnen Spieler jedes Kaders trennte, wusste man nie so genau, was da so alles am Bildschirm auf einen zukam.

Im Gruppenspiel der deutschen Elf gegen die USA fiel beim Gegner vor allem ein cooler Surfertyp mit langer, lockiger Mähne auf. Frank Daniel „Frankie“ Hejduk aus La Mesa sah nicht nur aus wie das Klischeebild eines Kaliforniers, auch sein Spiel hatte etwas Entspanntes, etwas Freigeistiges.

Der Rechtsverteidiger konnte trotz der Niederlage der US-Boys auf sich aufmerksam machen und wechselte nach dem Turnier zu Bayer Leverkusen. Dort konnte er allerdings die Erwartungen nie vollständig erfüllen. Im Endspurt seiner ersten Saison schien er sich einen Stammplatz erspielen zu können, doch war dies nicht von Dauer. 2002 verlieh Bayer Hejduk in die Schweiz zum FC St. Gallen, doch auch hier wurde er nicht glücklich. Hejduk ging zurück in die USA. Bei Columbus Crew passte dann alles. Er wurde zum Kapitän und gefeierten Star. 2009 erzielte er das entscheidende Tor im Finale zur Nordamerikanischen Meisterschaft. 

4. Michael Bradley

Mit hohen Vorschusslorbeeren kam der 21-jährige Michael Bradley 2008 zum damaligen Aufsteiger Borussia Mönchengladbach. Zuvor war er in Holland beim SC Heerenveen zu einer wichtigen Säule geworden. Mehr noch: Mit 15 Toren war er der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Saison.

Am Niederrhein merkte man jedoch schnell, dass der Sohn des damaligen US-Nationaltrainers Bob Bradley nicht gerade ein torgefährlicher und technisch brillanter 10er war. Er lief eine Menge, hatte eine gute Übersicht und eine gesunde Zweikampfstärke. Das kreative Element ging ihm jedoch ab. Daran änderte auch sein umjubeltes erstes Tor nichts, als er per Kopf zum 2:2 Ausgleich gegen die Bayern traf.

Nach einem Jahr im Abstiegskampf und einem im gesicherten Mittelfeld stand es auch in der Saison 2010/11 sehr schlecht um die Borussia. In dieser Zeit merkte Bradley, dass er seine Zukunft nicht mehr in Mönchengladbach sah. Er wurde nach London zu Aston Villa ausgeliehen, doch der Verein zog die Kaufoption nicht. Nach dem gesicherten Klassenerhalt der Borussia war dennoch klar, dass es für Bradley nicht weiter geht. Es folgten drei durchschnittliche Jahre in Italien und die Rückkehr in die MLS zum Toronto FC.

3. Marc Verstegen

„Marc wer?“, wird sich der eine oder andere Leser möglicherweise jetzt fragen. Verstegen ist jener Fitness-Coach, den Jürgen Klinsmann 2004 zu seinem Amtsantritt als Cheftrainer der deutschen Nationalmannschaft mitbrachte. So sehr man sich auch über einige Aktionen wundern muss, die Klinsmann nach der WM 2006 zu verantworten hatte, so sehr muss man jedoch auch anerkennen, was er für die DFB-Elf und für den deutschen Fußball insgesamt bewegt hat.

In einer Zeit, als sich niemand mehr vorstellen konnte, dass Deutschland eines Tages auch fußballerisch wieder zur Weltspitze würde gehören können, trat der notorische Optimist seine Aufgabe mit dem klaren Ziel an: „Wir wollen 2006 im eigenen Land Weltmeister werden“. Klinsmann gab sich mit dem Status quo nicht zufrieden und versuchte, an jeder möglichen Stellschraube zu drehen. Dazu gehörte es auch, einige alte Zöpfe abzuschneiden.

Außerdem hatte er sich durch seinen langen Aufenthalt in den USA weitergebildet, unter anderem auch, was neue Fitness-Methoden angeht. So kam es, dass ein Team um den Experten Verstegen damals völlig neue Trainingsmethoden einführte, welche aber tatsächlich Wirkung zeigten. Teile der Öffentlichkeit bekamen es mit der Angst zu tun, als erstmals Trainingsaufnahmen mit elastischen Gummibändern verbreitet wurden. Entsprechend schnell waren die Kritiker bei der Hand, als in Testspielen die guten Ergebnisse zunächst ausblieben. „Warum uns ausgerechnet die Amerikaner Fußball beibringen sollen, versteh ich nicht“, klagte etwa Uwe Seeler. Mittlerweile sind Verstegens Methoden anerkannt. Wer weiß, ob Deutschland sich 2014 in der Verlängerung des Finales gegen Argentinien durchgesetzt hätte, wenn die Spieler nicht auf dem Höhepunkt ihrer körperlichen Fitness gewesen wären.

2. David Wagner

David Wagner ist Sohn eines thailändischen Vaters und einer deutschen Mutter. Da letztere jedoch während ihrer Schwangerschaft einen US-Amerikaner heiratete, besitzt Wagner, der dann auch einige Jahre seiner Kindheit in Los Angeles verbrachte, die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Als er Mitte der 90er Jahre Ergänzungsspieler bei Schalke 04 war, erwähnte er dies gegenüber seinem Mannschaftskollegen Tom Dooley, der daraufhin sofort veranlasste, dass Wagner US-Nationalspieler wurde. Für die deutsche Auswahl hätte es bei ihm nicht gereicht und das US-Team war damals froh, über jeden potenziellen Spieler mit Erfahrung in einer europäischen Top-Liga.

Obwohl nie in der ersten Elf gesetzt, gehörte Wagner auf Schalke zu den „Euro-Fightern“, die 1997 den UEFA-Pokal holten. Beim 2:2 in Kerkrade trug er sich sogar in die Torschützenliste ein. Nach seiner aktiven Karriere studierte Wagner eigentlich Lehramt, rutschte aber über Umwege und auch durch Kontakt zu seinem guten Freund Jürgen Klopp doch noch in die Trainerlaufbahn. Nach einer erfolgreichen Zeit in Huddersfield entschied er sich für die Rückkehr zu Schalke 04, wo er scheiterte, wie wir heute leider wissen.

1. Landon Donovan

Am langjährigen Vorzeige-Stürmer des US-Nationalteams entzündeten sich hierzulande schon so manche Emotionen. Wer ihn bis 2002 nicht kannte, der staunte nicht schlecht, als Donovan sich im Viertelfinale der Weltmeisterschaft ein ums andere Mal durch die deutsche Abwehr dribbelte. Immerhin hatte er sich bei Bayer Leverkusen jahrelang nie richtig durchsetzen können und war mittlerweile zu den San Jose Earthquakes verliehen worden. Seine Bälle zwangen Oliver Kahn zu Höchstleistungen – der „Titan“ lieferte sein wohl bestes Spiel des Turnieres ab, zu dessen bestem Spieler er anschließend gewählt wurde.

Anfang 2007 lotste US-Experte Jürgen Klinsmann – da haben wir ihn wieder – Donovan als Coach zum FC Bayern. Wieder handelte es sich um eine Leihe, diesmal von Los Angeles Galaxy zum FCB. Im Trainingslager traf der US-Boy dann auch gleich in einem Trainingsspiel. Klinsmann nutzte dies, um den damals im Karrieretief steckenden Lukas Podolski anzuzählen: „Er muss sich gewaltig anstrengen. Landon Donovan ist jetzt schon vor ihm“. Viel war davon nicht zu sehen – Donovan kam in Pflichtspielen auf sechs Einsätze und blieb ohne Tor.

Nach Klinsmanns Demission wärmte Uli Hoeneß das Thema bei seiner Abrechnung noch einmal auf: „Jürgens einziger Vorschlag zur Verstärkung war Donovan – von dem Hermann Gerland sagt, er würde bei ihm nicht mal in der zweiten Mannschaft spielen“.

Schließlich führte das Schicksal Donovan und Klinsmann noch einmal zusammen. Oder besser gesagt: Nicht zusammen. Klinsmann, mittlerweile Coach des US-Teams, nominierte den Rekordtorschützen der Nationalmannschaft überraschend nicht für die WM 2014. Dies veranlasste Klinsmanns Sohn, den Nachwuchstorwart Jonathan Klinsmann, zu einer peinlichen Twitter-Häme, für die sich der Vater schämte und der Sohn entschuldigen musste.

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