Top 5: Spektakuläre Fallrückzieher-Tore

Wayne Rooney von Manchester United macht einen Fallrückzieher gegen Manchester City

Der Fallrückzieher ist die wohl spektakulärste Art, ein Tor zu erzielen. Akrobatische Leistungen, die man nur selten auf dem Fußballplatz sieht. Der Stürmer riskiert Kopf und Kragen, um einen eigentlich unmöglichen Ball doch noch zu erreichen und aufs Tor zu bugsieren. Die Kugel dabei überhaupt zu treffen ist schwer genug. Dass sie auch noch sehenswert im Tor einschlägt, kommt wahrlich selten vor. Hier kommen unsere Top 5: Legendäre Fallrückzieher-Tore.

Platz 5: Cristiano Ronaldo, Juventus Turin vs. Real Madrid, Champions League Viertelfinale 03.04.2018

Dass „CR7“ bald für die eigene Mannschaft spielen würde, wussten die Juve-Fans nicht, als sie dem portugiesischen Superstar für sein Fallrückzieher-Tor im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League Saison 2017/18 applaudierten. Es war schlicht eine faire Respektsbekundung für ein unglaubliches Kabinettstückchen. Ronaldo hatte auswärts im Allianz Stadium schon nach wenigen Minuten die Führung erzielt und dann dieses fantastische Tor nachgelegt.

Die Begegnung sollte noch eine völlig andere Geschichte schreiben, denn den letztlichen 3:0 Auswärtssieg von Real hatte Juve im Rückspiel plötzlich sensationeller Weise egalisiert. Die Entscheidung für Madrid fiel dann jedoch durch einen mehr als zweifelhaften Elfmeter kurz vor Schluss, denn Ronaldo höchstselbst in den Winkel drosch, als habe er überhaupt keine Nerven.

Wir erfreuen uns jedoch einfach an diesem Weltklasse-Tor. Wenn es ein Musterbeispiel für einen Fallrückzieher gibt, dann ist es wohl dieser. Gigi Buffon konnte dem Ball gegen seine Laufrichtung nur noch hinterher gucken. Die Körperhaltung des Schützen ist so formvollendet, wie alles an diesem Mann nun einmal ist.

Platz 4: Klaus Fischer, Deutschland vs. Frankkreich, WM-Halbfinale 08.07.1982

Kein deutscher Fußballer wird dermaßen mit dem Fallrückzieher assoziiert wie Klaus Fischer. Die Schalker Sturmlegende hatte bereits für seinen Klub einige Tore mit aus schwieriger Position erzielt. Das hier ausgewählte Tor ist unter ästhetischen Gesichtspunkten zwar nicht so schön anzusehen, wie Platz 5. Es lebt jedoch von dem Stellenwert und der Dramatik des Spiels, in dem es erzielt wurde.

Die Weltmeisterschaft 1982 in Spanien ging als das Turnier in die Geschichte ein, in der die deutsche Mannschaft viele Sympathien verspielt hat. Da war die „Schande von Gijon“ in der Vorrunde, als die DFB-Elf mit Österreich einen Nicht-Angriffspakt vereinbarte, da dies für beide Teams zum Weiterkommen reichte – zum Nachteil von Gruppengegner Algerien.

Im Halbfinale gegen Frankreich wurde es noch bitterer, als der deutsche Torwart Toni Schumacher Frankreichs Patrick Battiston mit einem brutalen Foul ins Krankenhaus beförderte. In der Verlängerung führte Frankreich bereits mit 3:1 und sah wie der sichere Sieger aus, bevor Rummenigge verkürzte und Fischer in der 108. Minute dieses sehenswerte Tor erzielte. Einer der wenigen sportlichen Lichtblicke einer Nationalelf, die das anschließende Elfmeterschießen gewann und im Finale klar gegen Italien verlor.

Platz 3: Wayne Rooney, Manchester United vs. Manchester City, Premier League 12.02.2011

Sehenswert und wichtig war Wayne Rooneys Fallrückzieher-Tor im Stadtderby von Manchester im Jahr 2011. Beide Klubs aus der nordenglischen Metropole spielten um die Meisterschaft. Nach jahrzehntelanger Dominanz von United war City, gepowert durch die Scheich-Millionen, jedoch zum ebenbürtigen Gegner gereift.

Beim Stande von 1:1 sind noch zwölf Minuten zu spielen, als Rooney bemerkt, dass eine leicht abgefälschte Flanke von Nani unter normalen Umständen für ihn nicht mehr zu erreichen ist. Der immer leicht etwas zum Übergewicht neigende Sturmtank entschließt sich, das Unmögliche möglich zu machen und bugsiert das Leder per „Bicycle Kick“ ins Eck. Citys Keeper Joe Hart kann nichts ausrichten und das Olf Trafford flippt aus.

Es ist die Entscheidung in diesem Stadtduell. In dieser Saison wird United wieder einmal Meister. Das Tor wurde anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Liga zum schönsten treffer in der geschichte der Premier League gewählt. Wayne Rooney ist mittlerweile längst eine Legende in der Geschichte des Klubs. Nicht nur wegen dieses außergewöhnlichen Tores.

Platz 2: Gareth Bale, Real Madrid vs. Liverpool, Champions League Finale 26.05.2018

Wieder ein Ausnahmekönner von Real Madrid, wieder Champions League 2018. Doch diesmal ist es das entscheidende Tor im Finale. Die ganz großen Spieler liefern eben immer dann ab, wenn es am nötigsten gebraucht wird.

Gareth Bale hat allerdings eine sehr eigenwillige Karriere vorzuweisen. Als Linksverteidiger ausgebildet, stellte man bei Tottenham Hotspur bald fest, dass der walisische Hüne durch seine atemberaubende Schnelligkeit und seinen fantastischen Abschluss eher in der Offensive seine Qualitäten hat. Bald gilt er als Jahrhunderttalent, einer der begabtesten Flügelstürmer aller Zeiten. Es folgt der Wechsel zu Real Madrid als erster Transfer mit einem Volumen von über 100 Millionen Euro.

Doch die Liason des Linksfußes mit dem spanischen Rekordmeister steht unter keinem guten Stern. Sie ist geprägt von Eifersüchteleien, Verletzungen und Formschwankungen. Zwischendurch lässt Bale allerdings immer wieder mal seine Extraklasse aufblitzen und erzielt Tore, die diversen physikalischen Gesetzen zu trotzen seien.

So auch nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung in ein Champions League Finale, das beim Stande von 1:1 auf Messers Schneide stand. Einen haarsträubenden Fehler von Liverpools deutschem Torwart Loris Karius hatte Benzema das 1:0 für die „Königlichen“ ermöglicht. Sadio Mane hatte für Liverpool ausgeglichen. Als Gareth Bale in die Lüfte steigt, um die Flanke von Marcelo per Fallrückzieher aufs Tor zu bringen, ist der bemitleidenswerte Karius chancenlos. Kurz vor Schluss leistet er sich allerdings einen weiteren kapitalen Aussetzer, der Bales zweites Tor und damit die Entscheidung ermöglicht.

Platz 1: Zlatan Ibrahimovic, Schweden vs. England, Testspiel 14.11.2012

Am Ende kann es nur einen geben. Ein Typ wie Zlatan Ibrahimovic wird immer auch von Skeptikern und Kritikern begleitet. So ist auch bereits viel argumentiert worden über seinen sagenhaften Treffer aus dem Winter 2012 gegen England. Es sei ja lediglich ein Testspiel gewesen, argumentierten einige. Das müsse doch berücksichtigt werden, deshalb sei dieses Tor nicht so hoch einzustufen wie manch anderes in einem wirklich „wichtigen“ Kontext.

Andere betonen, der Ball sei ja von Englands Keeper Joe Hart so geköpft worden, dass er wie ein Stein vom Himmel fiel und so viel leichter zu treffen sei, als eine scharf in den Strafraum gezogene Flanke. Deshalb sei dieses Tor doch viel leichter zu erzielen gewesen. Und schließlich sei das gegnerische Tor dank Harts Ausflug ja quasi leer gewesen. Auch das sei dem Schützen ja sehr entgegen gekommen.

Wir freuen uns hingegen auch knapp acht Jahre später schlicht und einfach an diesem Tor des vielleicht spektakulärsten Fußballers unserer Zeit. Ibrahimovic (der ganz nebenbei in diesem Spiel alle vier Tore zum 4:2 Sieg gegen die favorisierten Engländer erzielte) hat in dieser Sekunde etwas besonderes geschaffen, an das sich jeder Freund des Sports für immer erinnern wird.

Das Tor wird einfach durch die schiere Distanz so grandios, die per Fallrückzieher noch überwunden werden musste. Zwischen Keeper und Torlinie befanden sich noch zwei Abwehrspieler, die den Ball auch nicht mehr erreichen durften. Der Ball war so lange unterwegs, dass Zlatan wieder auf den Füßen stand, nachdem er sich dank seiner durch Kampfsporttraining geschulten Gewandtheit noch im Fallen drehte.

Eine koordinatorische Meisterleistung. Ibrahimvoic, der immer auch durch seine augenzwinkernde Großspurigkeit aufgefallen war, wurde sechs Jahr später auf das Tor von Cristiano Ronaldo angesprochen und erklärte lächelnd und leicht übertreibend: „I think, he is a goal machine. But he should try it from fourty metres and see if it goes in.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.