Throwback Thursday: Als der FC St. Pauli zum Weltpokalsiegerbesieger wurde

Das Millerntor Stadion in Hamburg-St. Pauli

An einem Mittwochabend vor 20 Jahren wurden die Fans am Millerntor Zeuge eines denkwürdigen Bundesligaspiels: Der FC St. Pauli besiegte als Tabellenletzter sensationell den FC Bayern München, der gerade erst den Weltpokal gewonnen hatte. Während beim unterlegenen Rekordmeister daraufhin der Haussegen schief hing, schufen die findigen Marketingexperten von der Elbe ein Image, von dem der Verein noch heute zehrt.

Auch wenn der Rekordmeister am 21. Spieltag der Saison 2001/02 nur als Tabellenvierter nach Hamburg kam, rechnete eigentlich niemand mit einer Überraschung. Schließlich waren die Bayern trotzdem amtierender Meister, Champions-League-Gewinner und frischgebackener Weltpokalsieger. St. Pauli dagegen hatte überhaupt erst zwei Partien in dieser Spielzeit gewinnen können und rangierte mit den meisten Gegentoren der Liga am Tabellenende.

Vor allem in der ersten Halbzeit war dann aber von dem Qualitätsunterschied der beiden Mannschaften rein gar nichts zu spüren – im Gegenteil. Das Schlusslicht überzeugte mit unbedingtem Kampfeswillen und ließ das Münchener Spiel überhaupt nicht zur Entfaltung kommen. Zur Pause hatten sich die Hamburger ein Chancenverhältnis von 6:1 erarbeitet und zwei ihrer Gelegenheiten zur 2:0-Halbzeitführung genutzt. Thomas Meggle und Nico Patschinski waren die gefeierten Torschützen.

Auch in der zweiten Halbzeit brachten die Bayern offensiv nicht allzu viel zustande. Erst in der Schlussphase erzielte Willy Sagnol den Anschlusstreffer. In den letzten Minuten war deshalb noch einmal Zittern angesagt, doch die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth verhinderte einen weiteren Gegentreffer und es blieb beim 2:1-Heimsieg.

Hoeneß stört sich an Scampi

Die Sensation wirkte in beiden Lagern nach. Bayern-Manager Uli Hoeneß hatte seinen Spielern noch im Stadion mitgeteilt, was er von ihrer Leistung hielt. Einen Tag später stellte er ihre Einstellung öffentlich in einem Spiegel-Interview infrage – mit gewohnt markigen Worten: „30 Minuten nach Spielschluss werden schon wieder Karten gespielt und Sprüche geklopft. Die Spieler essen Scampis, und ich habe eine schlaflose Nacht.”

Bei St. Pauli wusste man um die Tragweite dieses Erfolgsmoments – und die Möglichkeiten, die sich daraus ergaben. Man nannte sich selbst fortan „Weltpokalsiegerbesieger” und druckte T-Shirts, die es auch zwei Jahrzehnte später noch immer im Fanshop zu kaufen gibt.

Foto: nmann77 / Adobe Stock

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