In der Flickmühle: Rotation notwendig, aber erfolglos

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Die deutschen Remis-Könige setzten ihre Serie auch gegen Ungarn fort: Zum vierten Mal in Folge spielte das DFB-Team 1:1-Unentschieden – einzigartig in seiner Historie. In Budapest blieb die Mannschaft erschreckend harmlos und verzeichnete nur einen einzigen Schuss auf das gegnerische Tor. Mitverantwortlich dafür war die Rotation des Bundestrainers, die allerdings alternativlos zu sein scheint.

Einerseits bietet der Nations-League-Block vor der Sommerpause vier willkommene Testmöglichkeiten gegen Spitzenteams, andererseits haben sämtliche Akteure eine kräftezehrende Spielzeit hinter sich und befinden sich nicht gerade auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit.

Rüdiger hat mit 61 Saisonpartien die meisten aller Nationalspieler absolviert, dahinter folgen Havertz mit 57 und Sané mit 55. Müller gehört mit über 4.000 Einsatzminuten ebenfalls zu den Profis, die der größten Beanspruchung ausgesetzt waren. Da ist es nicht verwunderlich, wenn manch einem die Kraft oder die Motivation für einen bedeutungslosen Wettbewerb fehlt.

Rückfall in alte Verhaltensmuster

Unter diesen Umständen ist es auch verständlich, dass Flick seine Anfangsformation im Vergleich zum vorherigen Spiel jeweils auf mehreren Positionen veränderte. Gegen England tauschte er gleich siebenmal, gegen Ungarn immerhin viermal. Viele Wechsel waren dabei auch durchaus nachvollziehbar.

Das Problem: Offenbar mangelt es an echten Alternativen und der Bundestrainer kehrt daher innerhalb seiner Rotation zu Besetzungen zurück, die zuvor bereits nachgewiesenermaßen nicht funktioniert haben.

So rückte Havertz in Budapest für Müller ins offensive Mittelfeld und in der Sturmspitze spielte stattdessen wieder Werner – eine Lose-Lose-Situation. Die Chelsea-Profis lieferten beide unterdurchschnittliche Leistungen ab. Havertz war gegen England der wichtige Zielspieler in vorderster Front gewesen, in der zweiten Angriffsreihe kam er diesmal kaum zur Geltung. Werner ist ein anderer Spielertyp als sein Teamkollege und blieb in der Rolle des Mittelstürmers wie schon gegen Italien blass.

Auf der Außenverteidigerposition kam Kehrer statt Klostermann zum Einsatz. Der Ergänzungsspieler von Paris Saint-Germain stand in elf von zwölf Partien unter Flick in der Startelf – gegen Ungarn wie auch schon gegen Italien und die Niederlande mit mäßigem Erfolg.

Auch Goretzka in der Zentrale und Süle in der Innenverteidigung blieben hinter den Erwartungen zurück. Gündoğan und Rüdiger hatten gegen England jedenfalls einen besseren Eindruck hinterlassen.

Zwei Lichtblicke

Eigentlich hat man derzeit nur bei zwei Nationalspielern den Eindruck, dass sie am liebsten zur Winter-WM vorspulen würden: Neuer stellte zuletzt mehrfach unter Beweis, dass er auch im zarten Alter von 36 Jahren noch ein Weltklasse-Torwart ist. Der Kapitän sitzt auf seiner Position wieder so fest im Sattel wie länger nicht mehr.

Der große Gewinner der drei Nations-League-Spiele ist Hofmann. Der Gladbacher Flügelflitzer hat die beiden letzten Tore des DFB-Teams erzielt und zuvor den Ausgleichstreffer gegen Italien federführend eingeleitet. Gegen Ungarn hatte er sogar den Doppelpack auf dem Fuß. Wenn er solche Chancen in Zukunft nutzt, kann er in der Nationalmannschaft zu einem entscheidenden Faktor werden.

Für den restlichen Kader gilt: am Dienstag irgendwie noch die abschließende Partie gegen Italien überstehen, im Idealfall ein weiteres 1:1 vermeiden und danach die Akkus wieder aufladen. Die nächsten Nations-League-Spiele kommen bestimmt.

Foto: AFP

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