Lockdown, Restart und Abstiegsdrama: Jahresrückblick 2020, April bis Juni
Das fühlte sich merkwürdig an: Im April, wenn die Bundesliga normalerweise auf ihre heiße Phase zusteuert, war 2020 plötzlich alles zum Stillstand gekommen. Als man sich schon nahezu daran gewöhnt hatte, erfolgte Mitte Mai doch noch das Comeback. Seither sind es die Geisterspiele, an die sich die Fußballfans bereits gewöhnt haben. In unserem großen Jahresrückblick 2020 schauen wir auf die Monate April bis Juni.
Der April 2020 war der Monat der ruhenden Bälle und der glühenden Drähte. Nicht nur in der Bundesliga sondern bis hinunter in den Amateurbereich war an Versammlung von 22 Spielern plus Schiedsrichtergespann nicht mehr zu denken. Deutschland musste den Samstagnachmittag plötzlich anders planen.
Dafür ist das Videochat-Interview seither ein gewohntes Element der Fernsehlandschaft. Ob aus Büros oder gleich aus dem heimischen Wohnzimmer: Diverse Vereinsfunktionäre diskutierten die Maßnahmen und ihre möglichen Folgen rauf und runter. Die thematische Bandbreite war dabei groß, konzentrierte sich aber vor allem auf die Frage, wie lange ein Multimillionen-Produkt wie die Bundesliga überhaupt ohne regelmäßige Einkünfte existieren kann.
Bundesliga-Comeback im Mai: Derby-Klatsche für Schalke
Es war der 16.05.2020, als der historische Wiederanstoß vor leeren Rängen erfolgte. Die DFL hatte mit großem Aufwand ein Hygiene-Konzept erarbeitet und durfte die Saison daher weiterspielen. Dass einige Inhalte besagten Konzeptes schon in den ersten Wochen von diversen Bundesliga-Akteuren vernachlässigt wurden, sorgte anfangs noch für Diskussionen, interessierte aber nach kurzer Zeit niemanden mehr.
Das meist beachtete Spiel des Restarts war wohl das Revierderby. Der BVB siegte hochverdient und ohne große Mühe mit 4:0 gegen den Rivalen aus Gelsenkirchen. Für die Schalker, denen man nachsagt, seit dem Lockdown finanziell besonders schlecht dazustehen, war die bis heute anhaltende sportliche Krise endgültig eingeläutet.
Juni: Spannendes Rennen um die Champions League und im Abstiegskampf
Im Juni bog die Bundesliga dann ungewöhnlich spät auf die Zielgerade. Der FC Bayern war von allen Teams am besten aus dem Lockdown gekommen und an der Tabellenspitze wieder mal der Konkurrenz enteilt. Spannung suchte man hier also vergebens.
Anders sah es im Wettstreit um Platz 4 aus, dem letzten, der noch für die Champions League qualifiziert. Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Im Saisonendspurt patzte Bayer, das allerdings auch noch in zwei weiteren Wettbewerben vertreten war, einmal entscheidend. Am vorletzten Spieltag verlor das Team bei Hertha BSC Berlin. Die Gladbacher, bis dato in der Tabelle hinter Leverkusen, erledigten ihre Hausaufgaben, gewannen ihre letzten drei Spiele und qualifizierten sich für die Königsklasse.
Ein noch spektakuläreres Überholmanöver legte Werder Bremen hin. Die Norddeutschen zogen erst am 34. Spieltag an Abstiegskonkurrent Fortuna Düsseldorf vorbei und somit in die Relegation ein, in der sie schlussendlich erfolgreich waren. Grund dafür war ein 6:1 gegen den 1. FC Köln. Dieser musste sich für sein Auftreten in diesem Spiel teils harsche Kritik gefallen lassen.
(Fotos: AFP)