Der ehrliche Söldner: Max Kruse polarisiert mal wieder
Kurz vor dem Ende der Wintertransferperiode sorgte Max Kruse mit seinem Wechselwunsch bei Union Berlin für ein mittelschweres Beben. Zurück nach Wolfsburg wollte der 33-Jährige und die Eisernen ließen ihn letztlich ziehen. Den Grund kommuniziert er immerhin offen: Es ist das liebe Geld, das ihn rief.
Es hätte alles so schön sein können: Im Herbst seiner Karriere hätte Max Kruse mit dem Kultklub aus Köpenick noch einmal auf der europäischen Bühne spielen können – auf der großen, nicht in der Conference League, auf die er „irgendwie keinen Bock” hatte. Nach 20 Spieltagen steht Union Berlin tatsächlich auf einem Champions-League-Platz. Mindestens die Europa League scheint daher durchaus machbar.
Doch Kruse entschied sich gegen diese romantische Vorstellung. Der kriselnde VfL Wolfsburg klopfte an und überzeugte seinen ehemaligen Spieler von einer Rückkehr. Bei Union wurde man vom Wechselwunsch des Offensivkünstlers unvermittelt getroffen. Kruse gehörte zu den tragenden Säulen innerhalb der Berliner Mannschaft. In der vergangenen Saison war er mit elf Treffern bester Torschütze seines Teams, in dieser Spielzeit zählte er mit fünf Vorlagen zu den besten Vorbereitern. Trotzdem ließ man ihn ziehen. Einen gleichwertigen Ersatz gab es allerdings kaum – so kurzfristig schon gar nicht.
Kruse bleibt sich treu
Man muss Kruse zugutehalten, dass er seine Beweggründe offen und ehrlich kommuniziert. Auf der Union-Homepage verabschiedet er sich mit den Worten: „Ich danke euch allen für euer Vertrauen in mich – und jetzt bitte ich euch um euer Verständnis für meine Entscheidung, ein Angebot das langfristig und hoch dotiert ist, anzunehmen.” Zwar habe er bei den Wölfen auch noch „ein Kapitel offen”, das er „nun zu Ende schreiben kann”, aber es wird deutlich, dass sein Werk ohne den finanziellen Anreiz wohl unvollendet geblieben wäre.
Mehr kann man von einem Berufsfußballer nicht verlangen. Kruses Entscheidung muss niemandem gefallen, aber er verzichtet auf die übliche Heuchelei und folgt stattdessen unverhohlen dem Ruf des Geldes. In gewisser Weise bleibt er sich damit sogar treu und Authentizität steht ja eigentlich bei den Fans hoch im Kurs.
Titelbild: AFP