München vor der zehnten Meisterschaft in Folge: Das Jubiläum der Langeweile
Auf den Tag genau vor zehn Jahren wurde Borussia Dortmund zum achten Mal deutscher Meister. Damals ahnten wohl die wenigsten, dass es für lange Zeit die letzte Schale sein sollte, die nicht nach München ging. An diesem Samstag könnten die Bayern nun ausgerechnet gegen den BVB ihren zehnten Titel in Folge einfahren – eine beispiellose Serie in den großen europäischen Ligen.
Der 21. April 2012 wird Dortmund-Fans noch in guter Erinnerung sein: Mit einem 2:0-Heimsieg über Borussia Mönchengladbach sicherte man sich am 32. Spieltag die zweite Meisterschaft nacheinander. Erstmals im neuen Jahrtausend konnte ein Bundesligist außer den Bayern seinen Titel erfolgreich verteidigen. Mancher träumte schon von einer dauerhaften Wachablösung an der Spitze des deutschen Fußballs – auch wenn sich die Wirtschaftskraft der beiden Rivalen natürlich noch immer deutlich unterschied.
Seitdem: Neunmal der FCB und die zehnte Meisterschaft ist nur noch Formsache. Etwas Vergleichbares gab es im selben Zeitraum in keiner europäischen Topliga. Nicht in Spanien, Portugal oder den Niederlanden, schon gar nicht in England. Selbst in der französischen Liga mit dem wohl größten finanziellen Gefälle musste sich Paris Saint-Germain zweimal mit der Vizemeisterschaft begnügen. In Italien kam Juventus Turin den Bayern noch am nächsten, doch in der vergangenen Saison wurden die Bianconeri nach neun Titeln in Serie von Inter Mailand abgelöst.
Verantwortlich sind die Bayern – aber nicht nur
Die Ursache für die bayrische Serientäterschaft ist allerdings nicht nur beim Rekordmeister zu suchen. München war längst nicht in jeder der zehn Meistersaisons unschlagbar – auch in der aktuellen nicht. Doch im Gegensatz zum DFB-Pokal, in dem die Bayern im selben Zeitraum immerhin die Hälfte der Titel abgaben, braucht es in der Bundesliga Konstanz und diese fehlt der Konkurrenz.
Wenn Leipzig den Punkteschnitt der bisherigen Rückrunde auch schon in der ersten Halbserie hinbekommen hätte, wäre man nun Tabellenführer. Und die Formkurve von Borussia Dortmund gleicht schon seit Jahren einer Berg- und Talfahrt.
Eine Meisterfeier außerhalb Münchens wird wohl weiterhin die große Ausnahme bleiben. Um das zu ändern, bräuchte es eine grundlegende Umgestaltung des aktuellen Verteilungssystems und der damit zusammenhängenden Kräfteverhältnisse. Diese werden jedoch mit jeder Saison weiter zementiert und die FCB-Verantwortlichen wirken nicht, als hätten sie verstanden, dass ihnen nationaler Wettbewerb langfristig mehr nutzt als schadet.