Dasselbe in Grün: Wie der SC Edermünde das Fußball-Vereinsleben in die E-Sports-Welt übersetzt

Teamfoto vom SC Edermünde

Wenn es im E-Sports um Fußball geht, ist die allgemeine Vorstellung von zwei Einzelspielern geprägt, die in „FIFA“ gegeneinander antreten. Doch das ganze funktioniert auch im Team. Der 11 vs 11 Modus wird mit viel Kreativität betrieben. So zum Beispiel beim nordhessischen SC Edermünde.

Pascal Petrich war nicht immer Leiter der E-Sports Abteilung des SC Edermünde. Den „Pro Clubs“ Modus der „FIFA“-Reihe lernte er kennen, als er einige Jahre in Frankfurt am Main verbrachte. Das Leben führte ihn später zurück in seine ländliche Heimat, wo dann auch schnell wieder Kontakt zu seinem Stammverein entstand.

„Ich hatte beim SC sowohl in der Jugend als auch in der Herrenmannschaft gespielt, doch als ich meine Ausbildung angefangen habe, ging das zeitlich leider nicht mehr“, so der gelernte Koch. „Als ich mit meiner Frau zurück nach Edermünde gezogen bin, sprach mich der Vorstand des SC an und meinte: ‚du bist doch so ein FIFA-Verrückter, hast du nicht Lust, bei uns die E-Sports Abteilung zu gründen?“

Was ist eigentlich ein Pro Clubs Team?

Damals, Ende 2018, war noch nicht klar, wo diese Idee hinführen würde. Heute nehmen fünf Einzelspieler an Wettbewerben teil und die Abteilung findet immer mehr Anklang im Verein. So gründeten Spieler, die auch aktiv bei Edermünde kicken, ein Rocket League Team. Pascals persönlicher Fokus liegt allerdings auf der Pro Clubs Mannschaft, die viermal pro Woche zwei Stunden lang trainiert. Doch was bedeutet eigentlich „Pro Clubs“? Bei dem Modus steuert prinzipiell jeder menschliche Spieler einen Kicker auf dem virtuellen Spielfeld. Das bedeutet, es müssen Spielzüge, Standard-Varianten oder Abwehr-Verhalten eingeübt werden, genau wie im „echten“ Fußball. Bekommt ein Team allerdings keine elf Gamer zusammen, so kann ein Mensch auch mehrere Spieler steuern.

Für Pascal wurde es allerdings schwierig, seine Vereinskameraden zu überzeugen, neben dem Real-Life-Fußball auch sein virtuelles Team zu besetzen, da beides zu oft terminlich konkurriert. Deswegen ist er dazu übergegangen, seine FIFA-Kameraden in der virtuellen Community zu suchen: „Bei Facebook gibt es einen Transfermarkt, da sind etwa 25.000 Spieler vertreten“.

Dass der Großteil der 24 Spieler:innen, die im Pro Clubs Kader des SC Edermünde stehen, auch eine Vereinsmitgliedschaft hat, ist nicht selbstverständlich. Schließlich verteilt man sich über ganz Deutschland. Generell gilt die Online-Community als recht sprunghaft, was derartige Mitgliedschaften angeht.

Obwohl aus ganz Deutschland, sind die meisten Spieler:innen Vereinsmitglieder beim SC Edermünde

„Deshalb haben wir uns mit dem Sponsor, den wir eigens für die E-Sports-Abteilung akquiriert haben, etwas ausgedacht“, erzählt Pascal. „Jedes Mitglied bekommt ein Trikot und zu jedem neuen FIFA-Teil, der erscheint, gibt es noch einen PSN-Gutschein obendrauf. Wir bekommen vom Verein auch Taktik-Tools gestellt, mit denen wir Spielzüge und taktische Grundaufstellungen einstudieren.“

Der Ansatz, ein echtes Vereins-Feeling zu kreieren, trägt Früchte. Die weit verstreute Mannschaft hält fest zusammen und so manches Team-Mitglied engagiert sich trotz großer Distanz zum Vereinssitz. Bei dem ersten Teamtreffen kam das Gros des Teams zusammen und verbrachte einen tollen Tag miteinander. „Die weiteste Anreise hatte ein Paar mit über 300 Kilometern“, erinnert sich Pascal freudestrahlend zurück.

Besagte Eheleute teilen sich übrigens die Torwart-Position beim SC Edermünde Pro-Clubs-Team. Während der Standard-Gamer den Schlussmann bei FIFA eigentlich nie bedient, kommt den virtuellen Torleuten im Pro-Clubs-Modus eine Schlüsselrolle zu: „Die beiden haben uns schon so manchen Punkt gerettet. Besonders im mutigen Herauslaufen und Flanken abfangen sind sie deutlich stärker als der computergesteuerte Torwart und ersticken viele gegnerische Chancen somit im Keim.“

Was die Gegner angeht, ist das im Pro-Clubs-Modus noch so eine Sache: Der Spielehersteller EA unterstützt den Modus im Vergleich zum Einzelspieler-Modus fast gar nicht, da Spieler ihre Avatare in der Regel durch im Spiel erworbene Punkte aufwerten und nicht via Ultimate Team große Geldsummen in FIFA-Points investieren. Das hat zur Folge, dass Pro-Clubs-Teams keine zentrale Organisation und somit keinen einheitlichen Ligabetrieb haben. Der SC Edermünde spielt in verschiedenen Staffeln, die frei organisiert sind und allesamt nichts miteinander zu tun haben.

Das führt zu verschiedenen Terminen und macht die internen Absprachen nicht einfacher. „Trotzdem kriegen wir das alles verabredet. Wir haben sogar einen Strafenkatalog für Zu-spät-Kommer“, schmunzelt Pascal. Man sieht: Auch kleinste Details eines Fußballvereins lassen sich auf E-Sports übertragen.

Als nächstes plant man, ein „Lokal Heroes“ Team mit Spielern aus Nordhessen aufzubauen. Wer Interesse hat, kann sich beim SC Edermünde melden. Die Organisatoren sind über die Website sowie auf Facebook und Instagram zu erreichen.

Foto: SC Edermünde

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