Wie viel fehlt zur Weltspitze? Zum Stand der Nationalmannschaft nach dem Sieg gegen die Ukraine

Joachim Löw gestikuliert an der Seitenlinie

Man habe immerhin gegen eines der besten Teams der Welt gespielt, relativierte der ukrainische Nationaltrainer Andrij Schewtschenko die 1:3 Niederlage seines Teams in der UEFA Nations League. Realistischerweise kann man diese Blumen auf DFB-Seite allerdings noch nicht annehmen. Zur Weltspitze fehlt doch noch einiges, wenn man defensiv immer wieder gegen Teams aus der zweiten Reihe ins Schwimmen kommt.

Dies soll nicht despektierlich gegenüber den jüngsten Gegnern sein. Die Türkei hat sehr talentierte Spieler in ihren Reihen. Die Schweiz steht immerhin in der FIFA Weltrangliste als 16. lediglich zwei Plätze hinter Deutschland – was schon für sich gegen die Schewtschenko’sche Weltsicht spricht. Und die Ukraine schließlich musste am Samstagabend Corona-bedingt auf vier Spieler verzichten – was ob all der damit verbundenen Fahrlässigkeit eigentlich einen eigenen Artikel wert wäre.

Trotz dieser fehlenden Spieler, die laut dem ukrainischen Verband keinen Kontakt zu ihren Mannschaftskollegen hatten, obwohl sie eine Woche mit Ihnen im gleichen Hotel verbrachten, konnten die Ukrainer in Führung gehen. Die deutsche Hintermannschaft wirkte dabei mal wieder reichlich konfus. Darüber hinaus trafen die Osteuropäer in der zweiten Halbzeit ganze dreimal das Aluminium.

Wären alle drei Schüsse reingegangen, so hätten die Deutschen auch ihre drei sehr ansehnlichen eigenen Treffer nicht vor einer Niederlage bewahrt. Nach vorne zeigten einige Spieler wieder ihre Klasse. Besonders Leon Goretzka gefiel als Spielgestalter. Vor dem 1:1, das Leroy Sane mit einer tollen Aktion im Stil von Arjen Robben erzielte, spielte Goretzka nach eigenem Ballgewinn einen tollen Pass aus der Tiefe.

Ist die Abwehr wirklich der Schwachpunkt der deutschen Mannschaft?

Beim zweiten deutschen Treffen durch Timo Werner stach Goretzka in die Spitze, nahm einen steilen Ball gekonnt an und flankte punktgenau. Mit dieser Kombination, das Spiel sowohl von hinten heraus aufzubauen, als auch selbst im gegnerischen Strafraum Akzente zu setzen, erinnert der Modellathlet des FC Bayern nicht selten an Michael Ballack.

Neben ihm machte auch Ilkay Gündogan als Dauerläufer und Aufbauspieler eine gute Figur. Die beiden, ergänzt durch den am Samstag fehlenden Joshua Kimmich, dürften eigentlich eine stabile Zentrale abgeben, die auch defensiv stark genug ist, um die Verteidigung nicht so häufig in Verlegenheit zu bringen. Letztere wird von Kritikern immer wieder als der Schwachpunkt der deutschen Mannschaft angesehen. Dabei müsste eigentlich auch ohne die vielzitierten Hummels und Boateng genug Qualität vorhanden sein, um gegen Gegner wie die Schweiz oder die Ukraine zu bestehen.

(Foto: AFP)

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