Schewa, der Große: Wer ist Andrij Schewtschenko?

Andrij Schewtschenko (AFP)

Andrij Schewtschenko ist der ukrainische Nationaltrainer, dessen relativ unbekannte Truppe es der deutlich höher dekorierten deutschen Auswahl am Wochenende überraschend schwer machte. Auch als aktiver Spieler hat Schewtschenko viele überrascht, die die Ukraine nicht als Fußball-Hotspot auf dem Schirm hatten.

Jeder kann sich an die tragische Niederlage des FC Bayern im Finale der Champions League 1999 erinnern. Aber wer weiß heute noch, dass der FCB in diesem Jahr beinahe schon im Halbfinale gegen Dynamo Kiew ausgeschieden wäre? Richtig gelesen: Kiew stand in dieser Spielzeit völlig verdient im Halbfinale des höchsten europäischen Klubwettbewerbs.

Neben der Tatsache, dass die westeuropäischen Starensembles sich zu dieser Zeit oftmals mit Reisen in den ehemaligen Ostblock schwertaten – unangenehme Witterung, oftmals suboptimaler Rasen, große, weitläufige Stadien, gefüllt mit frenetischen Zuschauern – hatte Dynamo damals auch schlicht und ergreifend eine starke Mannschaft beisammen.

Einen solchen Spieler hatte der FC Bayern nicht im Kader

Aus der fast komplett mit Ukrainern besetzten Truppe stach ein Spieler besonders hervor: Andrij Schewtschenko. Man hatte bereits gehört, dass der 23-Jährige ein Ausnahmetalent sei, doch Bilder sprachen an diesem Abend mehr als Worte. Schnell lag der FC Bayern mit 0:2 hinten, beide Tore hatte Schewtschenko erzielt. Am Ende nahm der FC Bayern mit Ach und Krach ein 3:3 mit aus Kiew. Im Rückspiel entschied Mario Basler die Begegnung mit einer seiner genialen Einzelaktionen.

Trotzdem war klar: Einen Spieler wie Schewtschenko hatte der FCB nicht in seinen Reihen. Sonst hätte er das Finale gegen Manchester United möglicherweise gewonnen. Er war schnell, torgefährlich und konnte alles am Ball. Natürlich machte er anschließend die erwartete Weltkarriere, was vor allem mit dem AC Mailand zusammenhängt. Hier passte einfach etwas zusammen. „Schewa“ verbrachte in der norditalienischen Metropole zwischen 1999 und 2006 die besten Jahre seiner Karriere.

Als erklärter Lieblingsspieler von Club-Eigentümer und Ministerpräsident Silvio Berlusconi war Schewtschenko der Star in einer ohnehin mit reichlich Prominenz gespickten Mannschaft. 2003 gewann er mit den Rossoneri die Champions League. 2005 schien er dies mit einem absurd starken Kader um Kaka, Hernan Crespo und Andrea Pirlo wiederholen zu können, doch wie durch ein Wunder glich der FC Liverpool im Finale den 0:3 Pausenrückstand noch aus. Im Elfmeterschießen vergab ausgerechnet Schewtschenko den entscheidenden Schuss.

Großartiger Karriere-Abschluss mit EM im eigenen Land

Als Milan sich 2007 rehabilitierte und den Cup noch einmal holte, war Schewtschenko bereits zum FC Chelsea gewechselt, wo er nie zu seiner Topform zurückfand. Er ging zurück zu Dynamo Kiew, wo er 2012 seine Vereinskarriere beendete. Ein würdiger Abschluss war ihm in der Nationalmannschaft vorbehalten, denn im gleichen Jahr richtete die Ukraine gemeinsam mit Polen die Europameisterschaft aus. Im ersten Gruppenspiel führte Schewtschenko sein Team als Kapitän aufs Feld gegen Schweden. Mit Zlatan Ibrahimovic stand ihm ein anderer Megastar gegenüber.

Kein Drehbuchautor hätte es sich besser ausdenken können: „Ibra“ bracht in der ersten Halbzeit die Schweden in Führung. „Schewa“ erzielte im zweiten Durchgang einen Doppelpack und entschied damit die Begegnung. Leider spielte sein Körper in der Folge nicht mehr mit. In den weiteren Gruppenspielen gegen Frankreich und England konnte er nur eingewechselt werden. Die Ukraine verlor beide Spiele und schied aus dem Turnier aus. Einer großartigen Karriere dieses Ausnahmekönners konnte dies jedoch keinen Abbruch tun.

(Foto: AFP)

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