Wisst ihr noch? Die Aufstiegsklasse von 97 #3: VFL Wolfsburg
Der dritte im Aufstiegstrio 1997 war der VFL Wolfsburg. Als großer Außenseiter gingen die Niedersachsen damals in die höchste deutsche Spielklasse. Dass der Klub 23 Jahre später fest in der Bundesliga etabliert sein würde, hätte damals niemand geglaubt. Zu Buche stehen unter anderem eine deutsche Meisterschaft und zweimal Relegation.
Das Schicksal wollte es so, dass am letzten Spieltag ausgerechnet Wolfsburg und Mainz aufeinandertrafen – die Konkurrenten um den letzten verbliebenen Aufstiegsplatz nach Kaiserslautern und der Hertha. Der VFL galt damals noch nicht als konzernfinanzierter Retortenverein, sondern als Underdog aus der niedersächsischen Provinz. Gespielt wurde noch nicht in der Volkswagen Arena, sondern im Stadion am Elsterweg, in das zum ausverkauften Endspiel ganze 15.300 Zuschauer passten.
Bundesliga oder Laufbahn im VW-Werk
In einem wahren Krimi setzten sich die Wolfsburger mit 5:4 durch. Für Mainz traf Sven Demandt doppelt, der später Jugendtrainer bei Borussia Mönchengladbach werden sollte. Auch ein gewisser Jürgen Klopp war unter den Torschützen. Mann des Spiels auf Wolfsburger Seite wurde die spätere Vereinsikone Roy Präger mit zwei Toren und zwei herausgeholten Elfmetern, die sein Mannschaftskamerad Detlev Dammeier verwandelte.
„Für viele war es die letzte Chance, noch einmal Bundesliga zu spielen. Oder alternativ im VW-Werk anzufangen“, sagte Präger später im Rückblick. Dass der VFL im ersten Jahr in der Bundesliga blieb, daran hatte der quirlige Stürmer einen großen Anteil. Gleich im ersten Saisonspiel traf er mit einem frechen Lupfer zum überraschenden 1:0 Sieg bei Hansa Rostock. Präger war ein Draufgänger, der Schüsse versuchte, die nur geringe Erfolgschancen versprachen. So manchen überraschenden Treffer landete er damit und dies war auch das Erfolgsprinzip, mit dem der VFL Wolfsburg den Klassenerhalt schaffte.
Der VFL stürmt in den UEFA Cup
In der Folgesaison bekam Präger mit Andrzej Juskowiak einen neuen Sturmpartner an die Seite gestellt. Der Pole galt als hochtalentiert, war zuvor jedoch in Mönchengladbach nicht glücklich geworden. Die beiden Angreifer ergänzten sich hervorragend. Insgesamt wuchs der VFL über sich hinaus und erreichte mit Platz 6 tatsächlich den UEFA Cup. Diesen Kraftakt konnte der Verein nicht dauerhaft aufrechterhalten, versank im Mittelfeld und rettete sich Mitte der Nuller-Jahre zweimal hintereinander nur knapp vor dem Abstieg.
Die Dinge änderten sich, als Felix Magath das Traineramt übernahm und offenbar jeden Stein umdrehte. 2008 stand auf Anhieb ein fünfter Tabellenplatz zu Buche. Im Jahr darauf feierte man die sensationelle Meisterschaft. Nach einem Mittelfeldplatz in der Hinrunde explodierte das Team in der zweiten Halbserie. Das Angriffstrio Misimovic, Dzeko und Grafite überrollte jede Abwehr der Liga. Magath sah seine Mission als erfüllt an und wechselte zu Schalke. Weder für ihn noch für den VFL lief es in der Folgezeit optimal. Eine spätere erneute Zusammenkunft scheiterte.
In den vergangenen fünf Jahren ist die Bandbreite dann sehr groß und Fans des VFL Wolfsburg haben im positiven wie im negativen viel miterlebt. Auf der einen Seite steht die tolle Saison 2014/15 mit Vizemeisterschaft, Pokalsieg und spektakulären Leistungen von Kevin De Bruyne, der in Wolfsburg zu großer, internationaler Form auflief. Demgegenüber stehen zwei Relegationsbegegnungen 2017 und 2018, als Eintracht Braunschweig beziehungsweise Holstein Kiel nur knapp bezwungen werden konnte. Zuletzt scheint sich der VFL wieder stabilisiert zu haben. Wer hätte es gedacht: Vom 97er Aufstiegstrio ist lediglich Wolfsburg seither immer in der Bundesliga geblieben.
(Foto: AFP)