Der ewige Friedhelm Funkel – Eine Hommage

Zwischen all den Berichten über Flick, Hütter und nochmal Flick wäre eine Trainerpersonalie fast untergegangen: Friedhelm Funkel übernimmt für den Saisonendspurt beim 1. FC Köln. Unser Autor freut sich und schreibt eine Hommage an den „Elder Statesman“ der Bundesliga.

Dies wird ausdrücklich ein sehr subjektiver Text. Dies wird ausdrücklich kein Text, der in irgendeiner Form gegen die Arbeit von Markus Gisdol gerichtet ist. Gisdol hat aus meiner Sicht als Cheftrainer des FC Köln hervorragende Arbeit geleistet. Dass der FC mit dem Kader, den er nunmal hat, sechs Spieltage vor Schluss überhaupt so gute Chancen auf den Klassenerhalt hat und zuletzt trotz ausbleibender Punkte sogar ansehnlich spielte, ist schon eine große Leistung des geschassten Coaches.

Trotz aller gebotenen Distanz muss es erlaubt sein, dass ich mich freue, den ewigen Friedhelm Funkel noch einmal in der Bundesliga begrüßen zu dürfen. Wenn man, wie ich, ein Kind der 90er Jahre ist, dann kennt man die Bundesliga nicht ohne Friedhelm Funkel. Seit ich mich in das Spiel verliebt habe, hat sich im „modernen Fußball“ vieles verändert, doch Funkel ist geblieben.

Beruhigende Konstante in einer allzu dynamischen Welt

Ok, die Ballonseide von „Reusch“ hat er mittlerweile gegen ein zeitgemäßeres Outfit eingetauscht aber ansonsten sieht Funkel noch aus, spricht und arbeitet wie vor 25 Jahren. In einer sich derart rasant verändernden Welt ist eine beruhigende Konstante gut für das Wohlbefinden. Seit vor ein paar Jahren abzusehen war, dass Funkel zum Rekordhalter mit den meisten Bundesliga-Einsätzen wird, ist er noch mehr, als nur eine Konstante. Wenn Funkel im „Doppelpass“ sitzt, aus dem Nähkästchen plaudert oder – grundehrlich aber immer fair – seine Einschätzungen zu Vorgängen im Profigeschäft abgibt, dann hat das schon etwas von einem Elder Statesman.

Aus seiner illustren Trainerkarriere, die er größtenteils an Ruhr und Rhein verbrachte, stechen drei Stationen heraus. Erstens der Klub, der während seiner Amtszeit von Bayer 05 Uerdingen zum KFC Uerdingen wurde. Hier hatte er schon als Spieler großartige Erfolge gefeiert und hatte das Ende seiner aktiven Karriere 1990 nahtlos in seine Trainerlaufbahn übergehen lassen. Fünf Jahre trainierte er die Krefelder. So lange hielt er es erst wieder zwischen 2004 und 2009 in Frankfurt aus.

Die „launische Diva vom Main“ drohte vor Funkels Engagement zu einer Fahrstuhlmannschaft zu werden. Funkel stabilisierte die Eintracht und hielt sie immerhin einige Jahre lang schadlos in der höchsten Klasse. Doch in Frankfurt wachsen die Gebäude ebenso wie die Ambitionen gern in den Himmel und so war die solide Hausmannskost, für die Funkel seit jeher steht, Fans und Funktionären zusehends nicht mehr genug. Eintracht entließ den Rheinländer und war zwei Jahre später in die 2. Liga abgestiegen.

2012 schien Funkel schon mehr oder minder raus aus dem Geschäft. „Der ewige Feuerwehrmann“ war nicht mehr gefragt. In einem Porträt in 11freunde schrieb Autor Tim Jürgens, Funkel genieße in der Branche hohes Ansehen ob seiner Integrität und Seriosität. Allerdings sei dies auch gleichzeitig sein Fluch, denn der Trainer könne zwar jedem Sportvorstand präzise voraussagen, was mit dem jeweiligen Kader möglich sei und was nicht. Es fehle jedoch der Raum für Visionen – oder eben für Luftschlösser, je nachdem, wie man es benennen will.

Fußballfeste mit Fortuna Düsseldorf

Am Schluss von Jürgens‘ Artikel äußerte Funkel, der die Jahre zuvor hauptsächlich im Unterhaus verbracht hatte, seinen Wunsch für die Zukunft: „Einmal noch Bundesliga – das ist das geilste“. Und wer es mit dem sympathischen Coach hielt, freute sich mit, als ihm 2018 mit Fortuna Düsseldorf nicht nur der Aufstieg sondern im Anschluss auch eine fantastische Erstligasaison gelang. Mehrere Favoriten wurden geschlagen und teilweise wahre Fußballfeste gefeiert. Der Eindruck, Funkel könne das Realistische aus einer Mannschaft herausholen aber eben auch nicht mehr, musste relativiert werden.

Eine Aussage von damals hauen ihm neunmalkluge Journalisten um die Ohren, jetzt, da er versucht, den FC Köln vor dem Abstieg zu retten. Angesichts der tollen vier Jahre, die er in Düsseldorf erlebte, hatte er sich zur Ankündigung verleiten lassen, die Fortuna sei definitiv seine letzte Trainerstation und er werde auf keinen Fall mehr zurückkehren. Aber mal ehrlich: Was soll’s? Wenn die Scorpions oder KISS das angekündigte Ende ihrer Laufbahn doch noch einmal verschieben, dann meckerst du auch nicht. Kauf dir das Ticket oder lass es bleiben! Vielleicht ist sogar noch einmal eine brauchbare Platte dabei.

Ich würde eine Bundesliga mit Friedhelm Funkel jederzeit einer Bundesliga ohne ihn vorziehen. Und vielleicht braucht es mehr Typen wie ihn, damit auch wieder umso mehr Menschen sagen würden: „Bundesliga – das ist das geilste“.

(Bild: 1. FC Köln)

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