EM-Special: Vorschau auf die Achtelfinals, Teil 2

Granit Xhaka von der Schweiz diskutiert mit Caglar Söyüncü von der Türkei

Mit den starken Holländern und dem Titelverteidiger aus Portugal mussten bereits zwei Mitfavoriten ihre Koffer packen. Wen wird es in den übrigen Achtelfinals der Fußball-Europameisterschaft noch erwischen?

Kroatien gegen Spanien

Auch bittere Wahrheiten muss man manchmal aussprechen: Kroatien enttäuschte bislang auf ganzer Linie. Spielerisch mögen dem Vizeweltmeister von 2018 mit Regisseur Ivan Rakitic und Stoßstürmer Mario Mandzukic wichtige Elemente verlorengegangen sein, aber vor allem vermisst man die bissige Leidenschaft, mit der das Team während des Turniers in Russland in jedes Spiel, in jeden Zweikampf hineinging. In den ersten beiden Gruppenspielen gewann man regelrecht den Eindruck, jemand habe die elf Akteure im Kabinengang mit einem Knüppel bedroht und sie gezwungen, 90 Minuten Fußball zu spielen. So lustlos wirkte die ganze Vorstellung. Ivan Perisic war der einzige Mann, der sich annähernd in Normalform präsentierte. Dazu ein Geistesblitz von Luka Modric im letzten Gruppenspiel – fertig war der zweite Platz.

Auch die Spanier blieben unter ihren Möglichkeiten. Zum Turnierauftakt war man gegen Schweden zwar drückend überlegen, doch es fehlte die Vertikalität im Spiel, die die goldene Generation vor zehn Jahren trotz der hohen Ballbesitzquoten immer wieder auszeichnete. Zu Pässen, wie sie Xavi, Iniesta oder Xabi Alonso spielten, ist die aktuelle Mittelfeld-Besetzung offenbar nicht in der Lage. Bei ungünstigem Spielverlauf hätten die mauernden Skandinavier sogar selbst ein Tor erzielen können. Auch gegen Polen hätten die Spanier gut und gern verlieren können. Dann gab es im dritten Gruppenspiel plötzlich aus heiterem Himmel ein 5:0 gegen die Slowakei. Ob damit der Knoten geplatzt ist?

Tendenz: Spanien

Frankreich gegen Schweiz

Als die totale Übermannschaft, die manch einer in ihnen sieht, haben sich die Franzosen in diesem Turnier noch nicht präsentiert. Auch wenn einige Experten zurecht anmerkten, gegen Deutschland habe die Equipe Tricolore gewirkt, als habe sie nicht 100 Prozent geben müssen, hätte sie doch gut und gern auch den Ausgleich kassieren können. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Klar ist: Paul Pogba ist jederzeit in der Lage, eine Abwehr mit einem genialen Pass auszuhebeln. Genauso wie Kylian Mbappé dies jederzeit mit einem seiner Tempodribblings tun kann. Möglicherweise sind die Franzosen tatsächlich so haushoch überlegen und das Pferd springt immer nur so hoch wie es muss. Doch mit dieser Strategie kann man sich auch verzocken.

Bei der Schweiz ist es mal wieder so, wie es bei der Schweiz eben ist. Zweifellose gibt es gute Einzelspieler im Team und einige gute Ansätze hat man auch schon im Turnier aufblitzen lassen. Vor allem beim 3:1 Sieg über die Türkei, als vor allem Xherdan Shaqiri brillierte. Gegen Italien – ein Team, das man eher auf französischem Niveau vermutet – setzte es hingegen eine klare Niederlage. Immerhin sorgte Xhakas wasserstoffblondiertes Haupt für reichlich Aufsehen. Die Szene, als der Spielmacher seiner Partnerin die neue Haarfarbe zeigte, wurde zum viralen Hit. Gegen den amtierenden Weltmeister müssen aber andere Inspirationen her.

Tendenz: Frankreich

(Foto: AFP)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.