Kai Superstar – Havertz entscheidet Champions League Finale

Kai Havertz konzentriert sich auf den Ball und dribbelt

Viele zweifelten, ob der Wechsel von Kai Havertz zum FC Chelsea die richtige Entscheidung war. Jetzt hat der Shootingstar aus der Jugend von Bayer Leverkusen mit seinem Treffer das Finale der Champions League entschieden. Was kommt als Nächstes?

„Mentality top“, grölte Chelseas Kapitän und Dauerläufer César Azpilicueta ins Mikrofon des Reporters, als er das Interview mit dem Siegtorschützen Havertz crashte. Für all die frustrierten Nostalgiker, denen der Fußball in den letzten Jahren zu steril und technokratisch geworden ist, könnte diese Szene einiges zurückgegeben haben. Aus dem Spanier sprach echte Zuneigung, als er seinen jungen Teamkameraden im Siegesrausch immer wieder herzte, tätschelte und in höchsten Tönen schwärmte.

Dass Havertz kicken kann, weiß jeder. Doch dass ihm von einem Recken wie Azpilicueta auch eine herausragende „Mentality“ bescheinigt wird, dürfte Havertz besonders gefreut haben – was man seiner Reaktion auch anmerkte. Das Spiel, in dem sich einige der weltbesten Fußballer gegenüberstanden, hatte Spitz auf Knopf gestanden. Bei dieser Ansammlung von Weltstars den entscheidenden Unterschied zu machen, ist ein Qualitätsmerkmal.

Keinen Elfmeter geschunden. Danke!

Havertz‘ Tor kurz vor der Halbzeitpause war bemerkenswert. Nach einem fantastischen Steilpass von Mason Mount nahm der Deutsche den Ball hervorragend mit und legte ihn an Citys Torwart Edouard Mendy vorbei. Hier die entscheidende Szene, die seine starke Mentalität tatsächlich nachweist: Havertz hätte in der Situation auch den Körperkontakt zum herausstürzenden Keeper suchen, sich anschließend fallenlassen und auf Elfmeter und Platzverweis hoffen können. Diesen Weg hätte ein Großteil seiner Kollegen gewählt, worüber sich auch kicker-freund.de in der Vergangenheit beschwert hat.

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Stattdessen wollte Havertz das Tor unbedingt erzielen. Er sprang an Mendy vorbei, blieb auf den Beinen, erreichte den Ball dank seiner starken Technik und schob ein. Auf diese Weise gewinnt es sich doch deutlich schöner. Auch im weiteren Spielverlauf zeigte sich Havertz als überragender Akteur auf dem Feld und nahm es immer wieder mit gleich mehreren Gegenspielern auf. Anders als sein Teamkollege Timo Werner, der – obwohl ein paar Jahre älter – bei seinen Gelegenheiten ein wenig unsicher im Abschluss wirkte, strahlte Havertz ein natürliches Selbstbewusstsein aus.

Euro-Dilemma: Auf welcher Position soll Havertz spielen?

Eigentlich unglaublich, dass der Siegtorschütze des wichtigsten Klubwettbewerbs der Welt bei der anstehenden Europameisterschaft einen Stammplatz alles andere als sicher hat. Da gibt es gleich mehrere Unwägbarkeiten. Havertz‘ Polyvalenz ist Fluch und Segen zugleich. Wo sollte der Bundestrainer Havertz einsetzen, wenn er es denn tut? Im zentralen Mittelfeld streiten sich bereits Kimmich, Kroos, Goretzka und Gündogan um zwei, maximal drei Plätze. Auf der 10 würde gern der zurückgekehrte Thomas Müller spielen, der doch so wichtig für die Mentalität (da ist sie wieder) scheint. Vielleicht macht Jogi es auch seinem Kollegen Thomas Tuchel nach und lässt Havertz in der Sturmspitze auflaufen. Dann müssten wohl Mannschaftskollege Werner und Kevin Volland auf die Bank.

(Foto: AFP)

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