Denkt um und bleibt zuhause – Ein Plädoyer für die Geisterspiele

Leere Tribüne mit Handdesinfektionsmittel und Hinweis-Schild

Niemand bekommt Corona in den Griff und der zweite Lockdown ist Realität. Auch die Teilkapazitäten an Fans in Bundesligastadien sind bis auf weiteres untersagt. Hierzu gibt es keine Alternative.

Leidenschaftlich plädierte DFB-Vizepräsident Peter Peters in der „Doppelpass“-Sendung am vergangenen Sonntag: „Der Fußball stellt sich doch seiner gesellschaftlichen Verantwortung. Aber er kann doch nicht immer nur demütig sein. Der Fußball muss doch Fragen stellen dürfen.“

Ja, das darf „der Fußball“. Allein er muss wissen: Es gibt keine Antworten. Wann die Pandemie zu Ende ist. Wie es nach Weihnachten weiter geht. Wer kann das beantworten, angesichts von fast 20.000 Neuinfektionen pro Tag? Angesichts von hunderttausenden Toten weltweit? So sehr auch alle wirtschaftlichen Existenzsorgen nachvollziehbar sind und jegliche Diskussion in der von uns hochgehaltenen Demokratie erwünscht sind – manchmal sind sie wirklich anstrengend.

Geschrei über Wettbewerbsverzerrung ist unpassend

Wenn in der gleichen „Doppelpass“-Sendung die Satire-Rubrik eine Fehldiagnose bei Bayerns Serge Gnabry thematisiert und nach besseren Kontrollen schreit, weil sonst ja „Wettbewerbsverzerrung“ vorliege, dann scheint die Ernsthaftigkeit von Covid 19 noch immer nicht überall komplett angekommen zu sein. Ob der FC Bayern zum zehnten Mal in Folge Meister wird, ist momentan ausnahmsweise mal nicht primär.

Am Samstagabend zuvor war Campino, Sänger der Toten Hosen, zu Gast im aktuellen Sportstudio. Der passionierte Fußballfan brachte es ganz simpel und allgemeinverständlich auf den Punkt: „Wir müssen versuchen, einigermaßen verbeult durch 2021 zu kommen und hoffen, dass wir es dann irgendwann mal überstanden haben“. Die Sorge, wann denn wieder ein Stadion mit Fans gefüllt werden kann und Getränke ausgeschenkt werden, wird möglicherweise ein Jahr zu früh gestellt.

Effenberg fordert Umdenken von Spielern und Vereinen

Auch das Lamentieren über die Politik wird langsam anstrengend. Krankenhäuser, Schulen, Gastronomie, Kultur, Eltern, Fluglinien – sie alle haben momentan große Sorgen und bemühen sich verständlicherweise um Förderungen. Da kann sich der Profisport durchaus hintenanstellen.

Sport1-Experte Stefan Effenberg sprach dem Autor dieser Zeilen im „Doppelpass“ am ehesten aus dem Herzen, als er ein Umdenken in den finanziellen Dimensionen des Profi-Fußballs forderte. Multi-Millionen-Poker wie der aktuelle von Bayerns David Alaba, entsprechen nicht mehr der Zeit, so Effenberg sinngemäß.

(Foto: RB Leipzig)

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