Wechsel zu Union Berlin: Max Kruse im Porträt

Max Kruse lächelt im Poloshirt von Union Berlin

Max Kruse kehrt nach Deutschland zurück und kickt ab der nächsten Saison für Union Berlin. Werder Bremen hatte sich intensiv um den Stürmer bemüht, den es nun jedoch in die Hauptstadt zieht. Mit Kruse gewinnt die Bundesliga einen der so selten gewordenen „echten Typen“ zurück.

Ungewohnte Begleitgeräusche gab es, als jetzt bekannt wurde, dass Max Kruse von Fenerbahce Istanbul zu Union Berlin wechselt. Für ihn seien offenbar „andere Dinge wichtiger“ als ein gewohntes Umfeld, kommentierte Bremens Manager Frank Baumann die Absage des ehemaligen Werder-Stars. Dieser antwortete prompt: Er sei nicht gekommen, um sich um das Berliner Nachtleben zu kümmern, sondern um Fußball zu spielen. Baumann wiederum entgegnete, so habe er das doch gar nicht gemeint. Ein solches Scharmützel wäre nicht bei einem x-beliebigen Profi denkbar. Aber Kruse ist eben auch kein solcher.

In Bremen begann 2007 die kleine Odyssee des gebürtigen Reinbekers. Im ersten Anlauf brachte er es jedoch lediglich auf eine Einwechslung in der Bundesliga. Über den FC St. Pauli kam er 2012 nach Freiburg, wo sein Stern erst richtig aufleuchtete. In seiner ersten Saison erreichte der von vielen als Abstiegskandidat belächelte SC Freiburg das Halbfinale des DFB Pokals und zog mit dem fünften Platz in der Abschlusstabelle in die Europa League ein. Kruse war mit elf Toren bester Schütze des Teams.

Zentraler Spieler in Gladbachs Offensive

Es griffen die üblichen Mechanismen des Geschäfts: Die nächstgrößere Station melde sich interessiert und dies war in diesem Falle Borussia Mönchengladbach. „Wenn du siehst, was möglich wäre…“, stöhnte Freiburg-Trainer Christian Streich ob der handelsüblichen Fluktuation seiner Leistungsträger und musste auch Kruse ziehen lassen. In Mönchengladbach erlebte dieser die vielleicht beste Zeit seiner Karriere. Er wurde auf Anhieb zur zentralen Figur in der Offensive, spielte im Verbund mit Raffael, Patrick Herrmann und Juan Arango teils spektakulären Fußball.

Kruse war nie ein Stürmer, der im Strafraum auf die Bälle wartet. Stattdessen sah das Spiel des damaligen Gladbacher Trainers Lucian Favre vor, dass Kruse sich bereits an der Mittellinie mit dem Rücken zum gegnerischen Tor anbot, und die ankommenden Pässe schnell weiterleitete. Anschließend galt es für ihn, nach vorne zu sprinten und im Strafraum wieder anspielbar zu sein. Trotz der vermeintlichen Schnelligkeitsdefizite, die ihm manche nachsagen, war Kruse somit Spielmacher und Sturmspitze zugleich.

Der Ruf des Partygängers haftet ihm an

Mit Borussia konnte sich Kruse auf internationaler Bühne präsentieren und schaffte schließlich auch 2015 die Qualifikation für die Champions League. In dieser Saison zögerte er jedoch lange mit einer möglichen Vertragsverlängerung und schlug das Angebot des Vereins schlussendlich aus. Der frisch gebackene Nationalspieler wechselte vom Tabellen-Dritten Mönchengladbach zum Tabellen-Zweiten Wolfsburg. Nicht jeder konnte dies nachvollziehen. Manche behaupteten, Grund seien die höheren Finanzmittel. Das ist nicht unrealistisch, denn Kruse war nie ein Mann für unauthentische Treuebekenntnisse. Vielmehr beschrieb er seine Tätigkeit als Fußballprofi recht pragmatisch. Andere glaubten zu wissen, Kruse habe sich wegen der Nähe zur Partymetropole Berlin für die eher unspektakuläre Stadt Wolfsburg entschieden.

Ab einem gewissen Punkt in seiner Karriere wurde er nämlich den Ruf des Partygängers nie wieder los. Dazu haben sicherlich einige Tatsachen beigetragen, wie ein Streit mit einer Journalistin, die Kruse an dessen Geburtstag in einer Disko mit ihrem Fotohandy bedrängte. Auch die Nacht, als Kruse offenbar 75.000 Euro in einem Taxi vergaß, prägte sein Image. Kruse ist zudem ein sehr guter Pokerspieler, der 2016 an einem hochrangig besetzten Turnier in Las Vegas teilnahm. Ob ihn Bundestrainer Joachim Löw tatsächlich wegen etwaiger „Eskapaden“ aus der Nationalelf verbannte, ist bis heute nicht bestätigt.

Der Wechsel nach Wolfsburg jedenfalls glückte in sportlicher Hinsicht nicht ganz und es ging zurück zu Kruses erster Profistation Werder Bremen. Hier schien zusammen zu finden, was zusammengehört: Ein schlingernder Traditionsverein, der Identifikations- und Führungsfiguren brauchte und ein hoch talentierter Spieler, der an einem schwierigen Punkt in seiner Karriere angekommen war.

Nach drei glücklichen Jahren an der Weser suchte Kruse jedoch noch einmal das Abenteuer und folgte dem Ruf aus Istanbul. Sportlich erreichte er auch hier gute Form, trennte sich jedoch wegen eines Streits um Gehaltszahlungen von dem Verein. Positiv in Erinnerung wird wohl eher sein Auftritt in der Prominenten-Ausgabe einer Castingshow im Gedächtnis bleiben. Nun hat er bei Union Berlin angeheuert und die Bundesliga hat eine schillernde Figur zurück.

(Foto: 1. FC Union Berlin)

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