Quo Vadis, Mönchengladbach? Die Borussia am Scheideweg
Morgen empfängt Borussia Mönchengladbach den FC Bayern München. Für die Borussia hat das Spiel gegen den Branchenprimus eine hohe sportliche Relevanz. Denn sie ist am Scheideweg und benötigt ein zeitnahes Bekenntnis von Trainer Marco Rose.
In den vergangenen zehn Jahren hat kein Bundesligateam die Bayern so häufig geschlagen wie Borussia Mönchengladbach. Obwohl man gegen den Branchenprimus nie einen Sieg voraussetzen kann, wäre ein Erfolg für die Gladbacher so wichtig wie selten.
Die Borussia befindet sich derzeit auf einem siebten Tabellenplatz, der niemanden wirklich meckern lässt. Zu stark wiegt in der allgemeinen Wahrnehmung die erfolgreiche Qualifikation für das Champions League Achtelfinale. Dass eine Menge Glück dabei war, den zweiten Platz in der schwierigen Gruppe zu erobern, fällt da häufig mal unter den Tisch. Und als Siebter ist man doch oben noch einigermaßen dran und vor allem scheinbar abgesichert nach unten.
Champions League hui, Bundesliga pfui?
Doch der Schein trügt. Denn abgesehen von einem sehr guten Spiel gegen RB Leipzig hat die Borussia in dieser Saison lediglich gegen die vier Teams am Tabellenende gewonnen. Demgegenüber stehen abgegebene Punkte, die sich ein Team mit höheren Ansprüchen nicht leisten kann. Die Borussia wirkt in der eigenen Abwehr fragil und fängt Tore, die vor einem Jahr undenkbar gewesen wären. In der Vorwärtsbewegung hat Gladbach hingegen enorme Probleme gegen defensivstarke Mannschaften. Oftmals fehlt die Durchschlagskraft. Kommt man hingegen – wie am letzten Wochenende in Bielefeld – doch häufiger mal vor das gegnerische Tor, so erweist sich der Torabschluss als weiteres Defizit.
Verliert die Borussia morgen gegen die Bayern und – durchaus möglich – am darauffolgenden Spieltag beim bissigen Aufsteiger aus Stuttgart, so steht sie im Heimspiel gegen Werder Bremen bereits gehörig unter Druck, damit aus einer zufriedenstellenden Hinrunde nicht wird: „Champions League hui, Bundesliga pfui“.
Dass man in der Königsklasse nicht unbedingt mithalten kann, deutete sich an, als Real Madrid im letzten Gruppenspiel mal Ernst gemacht hat und die Borussia chancenlos war. Das Brot-und-Butter-Geschäft bleibt also weiterhin die Bundesliga. Sollte Mönchengladbach hier unter ferner liefen abschneiden und Coach Marco Rose am Saisonende Richtung Dortmund abwandern, so stünde der Verein vor einer ungewissen Zukunft.
Rose muss für klare Verhältnisse sorgen
Vor nicht ganz zwei Jahren erklärte Manager Max Eberl dem damaligen Trainer Dieter Hecking, dass er am Ende der Saison seinen Platz räumen müsse. Man könne nun Marco Rose bekommen und wollte mit diesem etwas Neues aufbauen, endlich einmal proaktiv gestalten. Rose kam, verbreitete Euphorie, bekam den Kader kräftig verstärkt und am Ende stand mit dem vierten Platz die Qualifikation zur Champions League. Ein toller Erfolg, der so rasch nicht unbedingt zu erwarten war. Doch die Nagelprobe ist nun die zweite Saison.
Sollte Rose dem ersten Werben eines finanzstärkeren Klubs nachgeben, so wäre es verantwortungsbewusst, wenn er seinen aktuellen Arbeitgeber zeitnah in Kenntnis setzt. Nicht nur könnte der Verein sich um eine adäquate Nachfolge bemühen. Klare Verhältnisse könnten vielleicht auch gegen die Unsicherheit helfen, welche die Mannschaft momentan ausstrahlt.
(Foto: Borussia Mönchengladbach)