SC Paderborn – Saisonrückblick 2019/2020

Paderborn Stadtschild

Die rasante Achterbahnfahrt, die der SC Paderborn durch die bezahlten deutschen Fußballligen unternimmt, dauert weiter an: Seit 2014 verging kein Jahr, in dem der Verein aus Ostwestfalen (rein sportlich) nicht auf- oder abgestiegen wäre. So hatten die Paderborner auch vor der jüngsten Spielzeit die meisten als Absteiger Nummer 1 auf dem Zettel. Am Ende hat das Team mit seiner mutigen, offensiven Spielweise viele Sympathien gewonnen. Für den Klassenerhalt hat es jedoch schlichtweg nicht gereicht. Vor allem hinten war man mit 74 Gegentoren zu anfällig.

Gewinner der Saison:

Auch wenn einzelne Offensivkräfte wie Christopher Antwi-Adjej, Sven Michel oder Streli Mamba immer wieder auf sich aufmerksam machen konnten: Die beherzten Auftritte des Teams trugen eindeutig die Handschrift von Steffen Baumgart. Selten war die Persönlichkeit eines Trainers so klar im Spiel seiner Mannschaft zu erkennen. Baumgart, schon als Spieler ein notorischer Trikot-Schmutzigmacher, Kilometerfresser und Zerpflücker gegnerischer Strafräume, leistete bei jedem Spiel der Paderborner Schwerstarbeit in der Coaching-Zone. Bei Wind und Wetter wütete der Übungsleiter mit rotem Kopf und kurzen Ärmeln an der Seitenlinie, als könne er seine Jungs vor Gegentoren beschützen, wenn er es nur genug versuchte. Auch in den Interviews gab sich der gebürtige Rostocker stets authentisch und bodenständig. So kann man dem SC Paderborn 07 doch noch gratulieren: Dazu, dass sich der Verein nicht dem üblichen Hire&Fire-Zwang unterworfen hat, sondern mit Baumgart in die Zweitliga-Saison geht.

Verlierer der Saison                                                                             

Ja, ein spielerisch unterlegenes Team wie der SCP braucht manchmal ein defensives Kampfschwein, das ab und zu „ordentlich hinlangt“. Und ja, es mag einen gewissen Kultfaktor haben, wenn im hochgejazzten, technikaffinen High-End-Fußballzirkus der Neuzeit nochmal ein Treter die gegnerischen Stürmer umsenst wie weiland Uli Borowka in den 80er-Jahren. Ob irgendwann der Zeitpunkt kam, an dem sich Klaus Gjasula vorgenommen hatte, sich in die Geschichtsbücher einzutragen, ist nicht überliefert. Mit 17 gelben Karten hält der albanisch-deutsche Abräumer nun den Rekord für Verwarnungen in einer Saison. Doch wie kultig es ist, satte drei Spiele gelbgesperrt auszufallen, dazu dürfte Trainer Steffen Baumgart eine eigene Meinung haben. Grade gegen Ende der Saison hatte man das Gefühl, es geht Gjasula lediglich noch um den Rekord und in einige Zweikämpfe ging er zumindest gelb-billigend. Absichtliche gelbwürdige Fouls sind alles andere als cool oder kultig.

Höhepunkt der Saison

Am 14. Spieltag scheint es endlich mal zu laufen für den SCP. Beim Auswärtsspiel in Bremen fällt Sven Michel in der 90. Minute ein abgefälschter Ball vor die Füße und der Stürmer macht den Auswärtssieg klar. Endlich scheint das Matchglück einmal auf der Seite der Ostwestfalen zu sein. Zuvor hatte man immer wieder gegen starke Gegner gut mitgehalten, war aber meistens nicht belohnt worden. Man reißt nicht nur Werder richtig in den Abstiegskampf mit hinein, sondern kann mit dem Mitaufsteiger FC Köln sogar mal ein Team in der Tabelle hinter sich lassen. Es keimt Hoffnung auf.

Tiefpunkt der Saison

Am 32. Spieltag ist der Abstieg besiegelt. Wieder hat Paderborn gut mitgespielt und alles reingehauen. Diesmal beim Mitaufsteiger Union Berlin, der das gewisse Maß an Clevernis oftmals hatte, dass dem SCP meist abging. Wieder hat es nicht gereicht. Das einzige Tor an einem verregneten Dienstagabend ist ein Eigentor von Ben Zolinski, der in der 27. Minute einen Berliner Freistoß unglücklich per Kopf verlängert. Nach dem Spiel merkt man Baumgart und seiner Truppe deutlich an: Nur die netten, sympathischen Gäste zu sein, die ob ihres Offensivdrangs so bewundert wurden, die Punkte aber in der Regel dem Gegner überließen, nervte. Sie wären lieber drin geblieben.

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